Durchatmen in der schweiz: wasser im lötschental fliesst ab – aber jetzt droht regen

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Es sieht so aus, als sei die Gefahr an dem gestauten Gebirgsfluss in den Alpen erst einmal gebannt. Das Wasser hat sich Wege ins Tal gebahnt. Doch nun bereitet die Wettervorhersage Sorgen.


Vorsichtiges Aufatmen in der Schweiz: DAS LÖTSCHENTAL IM KANTON WALLIS ist nach dem massiven Gletscherabbruch am Mittwoch einer weiteren Tragödie vorerst entgangen. Die nach dem


GLETSCHERABBRUCH IN DER SCHWEIZ AUFGESTAUTEN WASSERMASSEN laufen ab. Der Pegelstand des Stausees, der sich am GEBIRGSFLUSS LONZA gebildet hat, sei innerhalb eines Tages um einen Meter


gesunken, sagte der Kantonsgeologe Raphael Mayoraz bei einer Pressekonferenz in Ferden im Lötschental. Die Wassermenge sei nach Schätzungen von rund einer Million Kubikmeter Wasser AUF ETWA


800.000 KUBIKMETER GESUNKEN. Bislang seien die Ingenieure zuversichtlich, dass auch erwarteter Regen in den nächsten Tagen keine katastrophalen Auswirkungen haben werde, sagte Mayoraz. Der


hinter einem gigantischen Schuttkegel AUFGESTAUTE GEBIRGSFLUSS LONZA hat sich neue Wege ins Tal gesucht, das abgestürzte Eis-, Fels- und Geröllmaterial ist weitgehend stabil geblieben. Nun


aber schauen die Anwohner bange auf die Wettervorhersage. AM SONNTAG SOLL REGEN EINSETZEN, DAZU KOMMT DIE EISSCHMELZE – das alles kann den Schutt, der DAS DORF BLATTEN unter sich begraben


hat, destabilisieren. DAMIT WÄCHST DIE GEFAHR EINES MURGANGS. Dann würden die Massen talabwärts rutschen. Das könnte Gemeinden weiter unten im Tal gefährden.  > Die Natur gibt den 


Rhythmus vor. STEPHANE GANZER, Staatsrat Viel machen können die Behörden nicht, um ein solches Desaster abzuwenden. „Die Natur gibt den Rhythmus vor“, sagte Staatsrat Stephane Ganzer dem


Sender RTS. Zum einen beschleunige die derzeitige Hitze die Schneeschmelze, zum anderen drohten nächste Woche starke Regenfälle. DIE MASSE AUS ETWA NEUN MILLIONEN KUBIKMETER BESTEHT NACH


SCHÄTZUNGEN ZU EINEM DRITTEL AUS EIS. Es war nach den Felsstürzen der vergangenen Wochen am Mittwoch vom Birchgletscher abgebrochen und mit Unmengen Geröll und Schutt ins Tal gedonnert. Die


Gemeinden Gampel und Steg hatten die Bevölkerung in der Nacht informiert, dass nun Baumaschinen eingesetzt werden, um den Abfluss des Gebirgsflusses sicherzustellen. „Es geht darum, den


reibungslosen Ablauf von Geröll und Schwemmholz durch das Bachbett der Lonza innerhalb der Dorfschaften zu gewährleisten“, hieß es. DER VORSORGLICH ENTLEERTE STAUSEE AN DER LONZA IN FERDEN


unterhalb des Katastrophengebiets füllt sich wieder mit Wasser. Der Betreiber des dortigen Kraftwerks wurde angewiesen, je nach Bedarf mehr Wasser abzulassen, um größere Wassermengen


auffangen zu können. Weil das Wasser viele Sedimente, also Sand und Abrieb aus dem Schuttkegel enthält, kann es nicht wie dort eigentlich vorgesehen zur Stromproduktion durch die Turbinen


geleitet werden, teilte der Führungsstab mit.  DIE GEFAHR EINES MURGANGS IST IMMER NOCH NICHT GEBANNT. Wenn das Wasser der Lonza am Schuttkegel Geröll und anderes Material mitreißt und


talwärts treibt, soll das Staubecken in Ferden dies auffangen können. Ansonsten wären die Ortschaften am unteren Lauf der Lonza – Gampel und Steg – gefährdet. Empfohlener redaktioneller


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sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. Kurz vor dem Eintritt in die Rhone fließt die Lonza teils durch relativ enge Betonkanäle, die bei einem Anschwellen


schnell über die Ufer treten könnten. Überall sind Messgeräte im Einsatz, um die Lage rund um die Uhr zu überwachen. OBERHALB DES LÖTSCHENTALS WAR IM GEBIRGE AUF RUND 3000 METERN INSTABILER


FELS ABGEBROCHEN und auf den darunterliegenden Birchgletscher gedonnert. Der brach am Mittwochnachmittag ab und rauschte mit gigantischen Mengen Eis, Fels und Geröll ins Tal. DAS DORF


BLATTEN liegt fast vollständig unter dem meterhohen Schuttkegel. Die rund 300 Einwohner waren vorher in Sicherheit gebracht worden. In der Gefahrenzone drohen weitere Abbrüche. Der


Schweizerische Versicherungsverband SVV geht schon jetzt VON SCHÄDEN IN HÖHE VON MEHREREN HUNDERT MILLIONEN FRANKEN AUS. DER KLIMAWANDEL macht Bergstürze wie aktuell in der Schweiz und


andere Gefahren wie Steinschlag und Felsstürze nach Ansicht eines Expertem häufiger. „Die Zunahme dieser alpinen Gefahren ist eine eindeutige Auswirkung des menschengemachten Klimawandels“,


sagt TOBIAS HIPP VOM DEUTSCHEN ALPENVEREIN. > Wir müssen davon ausgehen, dass diese Ereignisse weiter zunehmen. TOBIAS HIPP, Klimaexperte beim Deutschen Alpenverein „Die Alpen sind durch


die Erwärmung im Ungleichgewicht und werden instabil. Wir müssen davon ausgehen, dass diese Ereignisse weiter zunehmen.“ GRUNDSÄTZLICH MÜSSE MAN ZWISCHEN BERGSTURZ UND FELSSTURZ


UNTERSCHEIDEN, ERKLÄRT ER. „Beim Bergsturz – wie jetzt in der Schweiz – sind riesige Mengen Gestein unterwegs. Hier sieht man oft im Vorfeld schon Anzeichen wie kleinere Abbrüche, sodass die


Region großflächig überwacht werden kann für eine rechtzeitige Frühwarnung. Das ist aber nicht immer der Fall, wie beispielsweise beim Bergsturz am Piz Cengalo im Jahr 2017 mit mehreren


Toten.“ Für Bergsportler seien allerdings in der Regel Felsstürze und Steinschlag relevanter. „Dies sind klassische alpine Gefahren, die viel häufiger und flächendeckender vorkommen.“ Beides


werde aber von ähnlichen Prozessen ausgelöst, DIE DURCH DEN KLIMAWANDEL BEGÜNSTIGT WERDEN, sagt Hipp. „Einerseits erwärmen sich die Berge, wodurch der Permafrost im Inneren sie nicht mehr


so gut zusammenhält. Auch der Rückgang der Gletscher spielt eine Rolle, weil die Gletscher einerseits nicht mehr als Stützen der benachbarten Felswände dienen, andererseits weil unter den


Gletschern instabile Flächen frei werden, von denen Steinschlag oder Abrutschungen ausgehen können.“ Und oft kämen dann noch DIE ZUNEHMENDEN EXTREMWETTEREREIGNISSE WIE STARKREGEN ODER


HITZEWELLEN als Auslöser hinzu. Am Ende spielten dann meist mehrere Faktoren oder Prozesse zusammen. _(dpa, lem)_