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Talkshow kann Spaß machen: Bei „Maischberger“ geraten Ricarda Lang und Thorsten Frei aneinander. Auch die Kommentatoren streiten leidenschaftlich. Bierernst ist nur der Springer-Chef. Vier
Wochen ist Friedrich Merz’ holpriger Kanzlerstart nun her. Während die Regierung erste Prioritäten setzt, schwelen die Krisen weiter. Ukraine, Israel, Wirtschaft, Migration – bei
„Maischberger“ in der ARD versuchen sich die Gäste an einem Rundumschlag. DIE GÄSTE Es diskutieren die Grünen-Politikerin Ricarda Lang, Kanzleramtschef Thorsten Frei (CDU) sowie der
Axel-Springer-CEO Mathias Döpfner. Journalist Cherno Jobatey, „Table.Media“-Journalistin Helene Bubrowski und „Focus“-Kolumnist Jan Fleischhauer kommentieren die Sendung. DAS DUELL DES
ABENDS Es sind vertauschte Rollen, in denen sich Ricarda Lang und Thorsten Frei im ZDF begegnen. In der vergangenen Legislatur musste Lang als Parteivorsitzende jedes Wort sorgfältig
abwägen, während Frei als Geschäftsführer der Unionsfraktion auch mal auf den Putz hauen konnte – ein kleiner Trost in der Opposition. Nun ist der CDU-Politiker plötzlich
Kanzleramtsminister, und Lang hat den Parteivorsitz längst abgegeben. Wie sehr die Bundestagsabgeordnete ihre neu gewonnene Freiheit genießt, lässt Lang die Zuschauer sogleich spüren. „Damit
verarscht man, ehrlich gesagt, die Leute“, wirft sie Frei an den Kopf, als es um Klimapolitik geht. Lang möchte um fünf, zehn, gar zwanzig Bierkästen wetten (die Zahl verdoppelt sich mit
jedem Satz), dass die Union die 2027 anstehende Erhöhung des CO₂-Preises schnell wieder aufweicht. Frei lässt sich auf die Wette nicht ein, verteidigt aber den Preismechanismus. Anders als
staatliche Verbote sorge er für Wahlfreiheit beim Senken des CO₂-Ausstoßes: „Die Menschen müssen dann selbst entscheiden, wie sie ihn reduzieren.“ Frei verspricht, dass es bei der geplanten
Erhöhung bleibt: „Read my lips.“ IST DEUTSCHLAND ZU FAUL? Auch in einem anderen Punkt geraten die beiden aneinander. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann hatte kürzlich erklärt, dass
Rentner in Deutschland zu wenig arbeiten würden. Dies sei „gar keine persönliche Anklage gegen irgendjemanden“, stellt Frei klar. „Ich sage auch nicht, dass die Menschen faul sind“, beteuert
er. Die Arbeitsstunden pro Kopf seien jedoch zu niedrig, was an mangelnden Arbeitsanreizen liege. > Jeder, der Vollzeit arbeitet, hat so viel Geld, dass er davon leben > kann.
THORSTEN FREI (CDU), Chef des Bundeskanzleramts Frei bringt ein Beispiel: Weil Überstunden versteuert werden müssten, hätten hierzulande viele Vollzeitbeschäftigte zusätzlich einen Minijob.
„Wenn jemand in Vollzeit sozialversicherungspflichtig arbeitet und dann einen Minijob daneben braucht, da ist nicht das Problem die Überstunden, sondern dass die Person nicht genug verdient,
um zu leben“, erwidert Lang. „Nein“, ruft Frei gleich dreimal. „Jeder, der Vollzeit arbeitet, hat so viel Geld, dass er davon leben kann.“ Dieser gewagten These widerspricht Lang vehement.
STREITLUSTIGE KOMMENTATOREN Erfrischend ist, dass nicht nur die Politiker, sondern auch die Kommentatoren leidenschaftlich streiten. Während in so mancher Sendung unter den politischen
Beobachtern eine ermüdende Einmütigkeit herrscht, zoffen sie sich an diesem Abend eifrig. Zu Anfang der Sendung verbünden sich Bubrowski und Fleischhauer in puncto Ukraine. Dass ein Dialog
mit Putin nichts bringe, habe man jetzt erlebt, sagt Fleischhauer: „Wladimir Putin greift gerne zum Telefonhörer und stellt sich dann vor sein eigenes Volk und sagt ,Wir hatten gute
Gespräche’, und es geht halt mit dem Beschuss weiter.“ Journalist Jobatey möchte da „ein bisschen großzügiger“ sein: „Die Tatsache, dass da jemand ist und redet, wäre schon mal ein tolles
Signal“, begrüßt er den Vorschlag, dass Merz mit Putin in Moskau verhandeln soll. Jobatey zitiert Genscher: „Wer miteinander redet, der schießt nicht aufeinander.“ „Wir dürfen uns auch nicht
naiver machen, als wir sind“, entgegnet ihm Bubrowksi. Man könne nicht davon ausgehen, dass Gespräche mit Putin Wirkung zeigen_._ DIE AFD VERBIETEN? Beim Streit um ein mögliches
AfD-Verbotsverfahren gerät Fleischhauer in die Defensive. Ihn störe, dass so getan werde, als sei die Einstufung der AfD als gesichert rechtsextrem ein „TÜV-Siegel“, moniert der Kolumnist.
„Im Wesentlichen betreibt man Zeitungslektüre beim Verfassungsschutz.“ „Der Verfassungsschutz ist eine weisungsgebundene Behörde, die direkt dem Innenminister untersteht“, befindet
Fleischhauer. „Ich würde aber wirklich davor warnen, den öffentlich zu diskreditieren“, hält Bubrowksi ihm entgegen. Es sei „genau das Narrativ der AfD“, den Verfassungsschutz als
„Regierungsschutz“ zu brandmarken. Die Journalistin bricht eine Lanze für den Inlandsgeheimdienst: „Die machen gute Arbeit.“ EINER IST ZU ERNST FÜR DIE SENDUNG Zu Gast ist auch der
Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner. Im Einzelgespräch mit Sandra Maischberger spielt er den Welterklärer: USA, Israel, Deutschland – zu allem hat Döpfner etwas zu sagen. Leider passt sein
bierernster Duktus so gar nicht in die bisher weitgehend leichtfüßige Sendung. Viel Neues ist auch nicht dabei. Aus den USA berichtet Döpfner von den Herausforderungen für die Pressefreiheit
unter Donald Trump. Dessen Einschüchterung der Medien gehöre eben zum Geschäft, sagt Döpfner: „Wenn man das nicht aushält, wenn man sich da einschüchtern lässt, dann ist man im falschen
Job.“ Es ist ein „hot take“, wie der Amerikaner sagt. Die Entscheidung, im Bundestagswahlkampf einen Wahlaufruf für die AfD von Elon Musk zu drucken, habe er nicht selbst getroffen, beteuert
Döpfner. Dennoch halte er sie „für absolut richtig“. Ob es die richtige Entscheidung war, Döpfner in die Sendung einzuladen? Das müssen die Zuschauer entscheiden.