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Der Meeresspiegel steigt, weil polare Eismassen schwinden. Forschende erwarten noch zu Lebzeiten heute junger Menschen einen deutlichen Anstieg, auch wenn die Erwärmung gestoppt würde. Die
Zeit, in der die Welt nach der Einschätzung eines britischen Forschungsteams noch deutlich sicherer war, liegt nicht lange zurück. Anfang der 1990er Jahre hatte sich die Erde erst um etwa
ein Grad Celsius gegenüber vorindustrieller Zeit erwärmt. „Die Eisschilde sahen viel besser aus“, sagt Chris Stokes von der Durham University. Doch seither hat die globale Erwärmung etwa 1,2
Grad erreicht und die Konzentration des Treibhausgases Kohlendioxid in der Luft ist von etwa 350 ppm (Teile pro Million Teile) auf 424 ppm angestiegen. Das 2015 in Paris vereinbarte Ziel,
den Klimawandel möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen, gilt als gefährdet, wenn auch noch nicht obsolet. Doch wie Forschende um Stokes jetzt berichten, zeichnet sich immer deutlicher ab, dass
selbst dieses Limit für die polaren Eisschilde, die Grönland im Norden und die Antarktis im Süden bedecken, schon zu hoch angesetzt ist. EIN VERBREITETES MISSVERSTÄNDNIS „Ich glaube, es gibt
ein weit verbreitetes Missverständnis, dass all unsere Probleme verschwinden, wenn wir die Erwärmung auf 1,5 Grad begrenzen“, sagte Stokes in einem Pressegespräch des Science Media Centers.
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unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. Aus Sicht eines Glaziologen, der die großen Eisschilde erforscht, sei jedoch
klar, dass der Anstieg des Meeresspiegels durch schwindende Eisschilde dadurch „in keiner Weise verlangsamt oder gestoppt werde“. Die Geschwindigkeit des Anstiegs sei bei 1,5 Grad
„alarmierend hoch“, so der Wissenschaftler. METER höher wäre der Meeresspiegel ohne die Eisschilde auf Grönland und in der Antarktis. Das Team um Stokes hat die wissenschaftliche Literatur
etwa zu warmen Phasen in der Erdgeschichte ausgewertet, um zu beurteilen, wie sich 1,5 Grad Erwärmung auf die Eisschilde in Grönland und der Antarktis auswirken würden. Wie jetzt in der
Fachzeitschrift „Communications Earth and Environment“ berichtet wird, hat sich die Rate, mit der die Eisschilde Masse verlieren – durch Abschmelzen und Abfließen von Eis – seit den 1990er
Jahren etwa vervierfacht. Derzeit, bei den etwa 1,2 Grad Erwärmung, verlieren sie etwa 370 Milliarden Tonnen Eis pro Jahr und tragen damit zum beobachteten Meeresspiegelanstieg um etwa 4,5
Millimeter pro Jahr bei. MILLIONEN MENSCHEN leben in Gebieten, die bei einem Meeresspiegelanstieg von einem Meter überflutet würden. „Die Modelle haben nicht diese Art von Reaktionen
gezeigt, die wir in den Beobachtungen der letzten drei Jahrzehnte beobachten konnten“, sagt Co-Autor Jonathan Bamber von der University of Bristol. Die Satellitendaten zum Massenverlust der
Eisschilde seien ein Weckruf für die gesamte wissenschaftliche und politische Gemeinschaft gewesen, die sich mit dem Anstieg des Meeresspiegels und seinen Auswirkungen beschäftigt. KEINE
SICHERE RATE Die Erwärmung um bis zu 1,5 Grad würde in den kommenden Jahrhunderten wahrscheinlich zu einem Anstieg des Meeresspiegels um mehrere Meter führen, erwartet das Autorenteam.
Problematisch ist neben dem Ausmaß auch die Geschwindigkeit des Meeresspiegelanstiegs. „Die Menschen müssen sich darüber im Klaren sein, dass sich der Anstieg wahrscheinlich so stark
beschleunigen wird, dass sie sich nur sehr schwer daran anpassen können“, sagt Stokes. Noch zu Lebzeiten heute junger Menschen seien Raten von etwa einem Zentimeter pro Jahr nicht
ausgeschlossen. GRAD bis 2,9 Grad Celsius wird die Erderwärmung voraussichtlich Ende dieses Jahrhunderts betragen bei den derzeitigen Klimaschutzmaßnahmen. „Wir sagen nicht, dass bei 1,5
Grad alles verloren ist, aber wir sagen, dass jeder Bruchteil eines Grades für die Eisschilde wirklich wichtig ist“, so Stokes. Je früher die Erwärmung gestoppt werde, umso einfacher sei es,
später zu sichereren Werten nur etwa ein Grad über vorindustriellen Temperaturen zurückzukehren. Mit den derzeitigen Klimaschutzmaßnahmen wird die Erwärmung jedoch bereits Ende dieses
Jahrhunderts voraussichtlich 2,5 bis 2,9 Grad Celsius erreichen. Es sei schwierig, eine Rate zu definieren, die noch als „sicher“ gelten könnte, sagte Bamber, die Auswirkungen des
Meeresspiegelanstiegs würden kontinuierlich schlimmer, je höher sie liegt. „Aber bei einem Zentimeter pro Jahr wird es für jede Art von Anpassungsstrategie extrem schwierig und es wird zu
massiven Landmigrationen kommen, wie wir sie seit der modernen Zivilisation nicht mehr erlebt haben“, so der Forscher. Gegenwärtig lebten rund 230 Millionen Menschen in Gebieten, die bei
einem Meter Meeresspiegelanstieg überflutet würden. „Selbst wenn die Erde zu ihrer vorindustriellen Temperatur zurückkehrt, wird es noch Hunderte, vielleicht sogar Tausende von Jahren
dauern, bis sich die Eisschilde erholt haben“, erklärt Co-Autor Rob DeConto von der University of Massachusetts Amherst. Wenn bis dahin zu viel Eis verloren ginge, würden sich die Eisschilde
möglicherweise erst erholen, wenn die Erde in die nächste Eiszeit eintritt. Land, das durch den Anstieg des Meeresspiegels aufgrund schmelzender Eisschilde verloren geht, wird für eine sehr
lange Zeit verloren sein. „Deshalb ist es so wichtig, die Erwärmung von vornherein zu begrenzen“, sagt DeConto.