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Wenn es besonders heiß ist, verändert sich Nemo: Die weiß-orange gestreiften Fische schrumpfen bei höheren Temperaturen. Dabei gibt es einen erstaunlichen Paar-Effekt. Bei Hitzewellen im
Meer beginnen Clownfische einer Studie zufolge zu schrumpfen. Dadurch verbessern die in den indopazifischen Korallenriffen lebenden Fische ihre Überlebenschancen, wie ein Forschungsteam im
Fachmagazin „Science Advances“ berichtet. Clownfisch-Paare werden demnach aufeinander abgestimmt kleiner, damit es nicht zu verstärkten Reibereien in der klar hierarchisch geordneten
Beziehung kommt. Wie das Schrumpfen vor sich geht, sei noch zu ergründen. Die aus dem Animationsfilm „Findet Nemo“ bekannten Echten Clownfische (_Amphiprion percula_) leben im Schutz von
Seeanemonen. Ein Paar besteht jeweils aus einem dominanten Weibchen und einem subdominanten Männchen, das kleiner ist als seine Gefährtin. Oft gehören weitere Artgenossen mit zur Gruppe –
diese Untergebenen sind dann abgestuft noch einmal kleiner. CHEFS SIND DIE GRÖSSTEN Wachstum und Größe der einzelnen Tiere hängen also nicht nur von den Umweltbedingungen ab: Es wird stets
ein bestimmtes Größenverhältnis zum jeweils übergeordneten Gruppenmitglied eingehalten, wie die Forschenden erläutern. Dadurch würden Konflikte und Vertreibungen vermieden, die mit einer
hohen Sterblichkeitswahrscheinlichkeit verbunden seien. 100 von 134 FISCHEN schrumpften in einem Zeitraum von fünf Monaten. Einige schrumpften nur einmal (44 Prozent) um einige Millimeter,
andere mehrmals (30 Prozent), rund ein Viertel gar nicht. Das Team um Melissa Versteeg von der Universität Newcastle bezog 67 wild lebende Clownfisch-Paare aus der Kimbe Bay im Inselstaat
Papua-Neuguinea in eine Analyse ein. Die Temperaturen in der Bucht überschritten während des Versuchszeitraums den vorherigen Durchschnitt um etwa vier Grad, wie die Forschenden erläutern.
Während einer fünfmonatigen Hitzewelle von Februar bis August 2023 wurde einmal monatlich die Länge der 134 Clownfische gemessen, zudem wurde alle vier bis sechs Tage die Wassertemperatur
erfasst. Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen
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unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. PLÖTZLICH SIND DIE MEISTEN FISCHE KLEINER Im Laufe der fünf Monate schrumpften
100 der 134 Fische. Einige schrumpften nur einmal (44 Prozent) um einige Millimeter, andere mehrmals (30 Prozent) – und rund ein Viertel gar nicht. Rang- oder Geschlechtsunterschiede ließen
sich dabei nicht erkennen – sehr wohl aber ein Paar-Effekt: Wenn du schrumpfst, schrumpfe ich auch. In der Folge blieb das Größenverhältnis jeweils ungefähr gleich, wie das Team berichtet.
Durch das koordinierte Schrumpfen werde vermieden, dass es verstärkt zu Reibereien in der Beziehung komme. Elf der für die Studie berücksichtigten Fische starben während der Hitzephase.
Verglichen mit der nicht schrumpfender Fische war die Überlebenswahrscheinlichkeit kürzer werdender Artgenossen um bis zu 78 Prozent größer. Clownfische schrumpften also, um Hitzestress
besser zu überleben, schließen die Forschenden. Am besten gelinge das, wenn Männchen und Weibchen eines Paares gleichermaßen kleiner werden. Umgekehrt komme es bei besseren Umweltbedingungen
auch wieder zu koordiniertem Wachstum. HITZE ERSCHWERT DAS ÜBERLEBEN IM WASSER In wärmerem Wasser ist die Stoffwechselrate der Tiere erhöht, wodurch unter anderem der Sauerstoffbedarf
steigt. Zugleich ist in wärmerem Wasser aber weniger Sauerstoff gelöst, wie es in der Studie heißt. Die Sauerstoffaufnahme über die Kiemen sei mit zunehmender Größe immer schlechter zu
gewährleisten. Mit dem Schrumpfen werde der Bedarf vermindert. Auch Nahrungsverfügbarkeit spiele womöglich eine Rolle. Vorangegangene Studien hätten ähnliche Ergebnisse bereits für andere
Arten gezeigt, erläutern die Forschenden auch. Meerechsen (_Amblyrhynchus cristatus_) zum Beispiel bauen demnach einen Teil ihres Knochenmaterials ab, um in Zeiten von Umweltstress zu
schrumpfen. Auch bei den Clownfischen könnte Geweberesorption die Grundlage sein, vermutet das Team. GIBT ES EINEN ZUSAMMENHANG ZUR ABNEHMENDEN FISCHGRÖSSE IN DEN MEEREN? Ähnliche
Schrumpfungsprozesse könnten eine mögliche Erklärung für den raschen Rückgang der Fischgröße in den zunehmend vom Klimawandel betroffenen Weltmeeren sein, heißt es in der Studie. Die
ebenfalls an der Universität Newcastle forschende Mitautorin Theresa Rueger sagte dazu: „Wenn das Schrumpfen einzelner Fische weit verbreitet ist und bei verschiedenen Fischarten vorkommt,
könnte dies eine plausible Alternativhypothese dafür sein, warum die Größe vieler Fischarten abnimmt. Es sind weitere Studien in diesem Bereich erforderlich.“ Eine weitere Hypothese unter
Forschenden ist, dass Fische vieler Arten kleiner sind, weil größere Exemplare eher von Fischereischiffen weggefangen werden. Daraus resultiert ein Selektionsdruck hin zu immer kleineren,
leichter durch die Netze schlüpfenden und so entkommenden Tieren: Die gesamte Art wird bei stark befischten Spezies in der Folge immer kleiner._ (dpa)_