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Nach langem Rechtsstreit deutet sich ein Vergleich zwischen Hertha BSC und Fredi Bobic an. Dem früheren Sportvorstand des Klubs winken 3,2 Millionen Euro. Hertha muss noch zustimmen. Fredi
Bobic war ganz in Schwarz gekleidet. Aber das war wohl eher modischen Erwägungen geschuldet als Ausdruck seiner düsteren Gemütsverfassung. Der frühere Sportgeschäftsführer von Hertha BSC
schien recht zuversichtlich, dass die juristische Auseinandersetzung mit seinem ehemaligen Arbeitgeber vor dem Landgericht Berlin einen für ihn erfreulichen Ausgang nehmen würde. In einem
sogenannten Urkundenprozess sollte die Kammer für Handelssachen am Donnerstag über seine Klage gegen die Hertha BSC Verwaltung GmbH verhandeln. Ein abschließendes Urteil ist erneut nicht
ergangen – aber das Ende des langwierigen Rechtsstreits scheint nun zumindest absehbar. Im Prinzip haben sich beide Seiten auf die Grundzüge eines Vergleichs verständigt. Demnach soll Bobic,
der seit April als Fußballchef beim polnischen Erstligisten Legia Warschau arbeitet, 3,2 Millionen Euro von Hertha BSC erhalten. Zudem übernimmt der Klub die Gerichts- und Anwaltskosten.
Auf Grundlage dieser Zahlen wird die Kammer den Parteien nun einen schriftlichen Vergleichsvorschlag unterbreiten, dem beide Seiten bis zum 12. Juni zustimmen müssen. Sollte dies der Fall
sein, enden damit sämtliche gerichtliche Auseinandersetzungen – knapp zweieinhalb Jahre, nachdem sich Hertha im Januar 2023 von Bobic getrennt hatte. Empfohlener redaktioneller Inhalt An
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Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. > Ich hoffe, dass es jetzt zu einem Ende kommt. FREDI BOBIC Die Summen für den Vergleichsvorschlag hatten die Anwälte des 53
Jahre alten Bobic unterbreitet. Nach einer Unterbrechung der Verhandlung und einer Rücksprache mit Herthas Entscheidungsträgern signalisierte Johan-Michel Menke, der Anwalt des Klubs,
grundsätzliche Zustimmung. „Es ist schön, wenn man nach zwei Jahren so miteinander reden kann. Mit sachlichem Ton, auch von der Gegenseite“, sagte Bobic, der in diesem Zusammenhang auch die
Sitzungsleitung von Richter Tobias Oelsner lobte. „Ich hoffe, dass es jetzt zu einem Ende kommt.“ Trotzdem bleibt ein Rest an Zweifel – vor allem, wenn man sich den bisherigen Verlauf der
juristischen Auseinandersetzung noch einmal vor Augen führt. Bereits vor zwei Jahren hatte Bobic einen Urkundenprozess angestrengt, der normalerweise der Beschleunigung des Verfahrens dient.
Weil das Gericht keine Zeugen befragt, sondern allein anhand der vorliegenden Urkunden und Verträge urteilt, soll es in einem solchen Verfahren eigentlich schneller gehen als sonst üblich.
In Bobics Fall aber konnte von einer Beschleunigung keine Rede sein. Hertha hat in diesem Verfahren erkennbar auf Zeit gespielt – vermutlich, weil der klamme Klub die Ansprüche Bobics zu
einem früheren Zeitpunkt gar nicht hätte bedienen können. Vor zwei Jahren, nach dem Abstieg aus der Bundesliga, musste Hertha sogar lange um die Lizenz fürchten. HERTHA HAT AUF ZEIT GESPIELT
Auf Betreiben des Zweitligisten ist die Hauptverhandlung mehrmals verschoben worden. Der Klub stellte insgesamt fünf Befangenheitsanträge, einen davon mit der Begründung, dass eine Nichte
des Richters ein Praktikum auf der Geschäftsstelle des Klubs absolviert hatte – allerdings lange, bevor Bobic für Hertha gearbeitet hatte. In dem Urkundenprozess hatte der frühere Sportchef
Hertha ursprünglich auf Zahlung von 3,35 Millionen Euro verklagt. Die Summe setzte sich zusammen aus zweieinhalb Monatsgehältern für den Zeitraum von Februar bis April 2023 (rund 594.000
Euro) und einer Abfindung über 2,76 Millionen Euro. Alles in allem – inklusive Steuern, Anwalts- und Gerichtskosten – wäre auf den Klub eine Zahlung von mehr als vier Millionen Euro
zugekommen. Stimmt Hertha nun dem Vergleichsangebot zu, hätte er laut Bobics Anwalt immer noch eine knappe Million Euro eingespart. MILLIONEN EURO hatte Hertha BSC Bobic angeboten Ende
Januar 2023 hatte sich der Klub von Bobic getrennt und die ordentliche Kündigung im Nachgang in eine außerordentliche Kündigung umgewandelt. Dagegen war Bobic ebenfalls juristisch
vorgegangen. Das Landgericht Berlin hat vor einem Jahr in seinem Sinne entschieden: Die außerordentliche Kündigung war unwirksam. Gegen dieses Urteil hat Hertha jedoch vor dem Kammergericht
Berufung eingelegt. Mittlerweile hat es im Rahmen eines Mediationsverfahrens zwei Schlichtungstermine gegeben, die allerdings zu keinem Ergebnis geführt haben. Herthas Anwalt Menke gab am
Donnerstag preis, dass der Klub Bobic im Zuge dieser Schlichtung eine Zahlung über 1,4 Millionen Euro angeboten hatte – ein Angebot, das die Gegenseite noch einmal als „fernab von gut und
böse“ bezeichnete. Fredi Bobic war zu Beginn der Saison 2021/22 als Geschäftsführer Sport von Eintracht Frankfurt nach Berlin gekommen. Im Januar 2023, nach einer Derby-Niederlage gegen den
1. FC Union, trennte sich der Klub von ihm. Und nachdem Bobic einem RBB-Reporter in einem Interview gedroht hatte („Wenn du noch mal frägst, kriegst du eine gescheuert“), wandelte Hertha die
ordentliche Kündigung in eine außerordentliche um. Außerdem war ihm von Hertha vorgeworfen worden, Geheimnisse aus den Verhandlungen mit dem neuen Investor 777 Partners verraten zu haben.
Der von Hertha genannte Zeuge Axel Hellmann, Vorstandschef von Eintracht Frankfurt, hat dem allerdings unter Eid widersprochen.