Jordanien, Israel und Palästinenser bauen Wasser-Pipeline - DER SPIEGEL

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Hoffnung für das Tote Meer: Sein Spiegel sinkt rund einen Meter pro Jahr


Washington - Unaufhörlich sinkt der Wasserspiegel des Toten Meeres, seit Jahrzehnten wird über den Bau einer Pipeline diskutiert - jetzt haben sich Israel, Jordanien und Palästinenser


entgegen aller politischen Auseinandersetzungen auf ein gemeinsames Mammutprojekt geeinigt. Es soll das Tote Meer vor dem Austrocknen bewahren.


Die drei Partner unterzeichneten am Montag nach Angaben der Weltbank in Washington ein Abkommen zum Bau der Pipeline, die bis zu 400 Millionen Dollar (290 Mio Euro) kosten soll. Damit soll


Wasser aus dem Roten Meer in das 180 Kilometer nördlich gelegene Tote Meer gepumpt werden, das unter anderem wegen der massiven Nutzung des Süßwassers aus dem Fluss Jordan ständig von


Austrocknung bedroht ist. Der Spiegel sinkt jedes Jahr durchschnittlich knapp einen Meter.


Den Plänen zufolge sollen 80 der jährlich 200 Millionen Kubikmeter Wasser in einer neuen Entsalzungsanlage in Jordanien zu Trinkwasser aufbereitet und an Jordanien, Israel und Palästinenser


verteilt werden. Auch von Hunderten neuen Jobs ist die Rede, die das rund fünf Jahre dauernde Bauprojekt mit sich bringen soll. Das Tote Meer liegt mehr als 420 Meter unter dem Meeresspiegel


und gehört zu den großen Touristenattraktionen Israels und Jordaniens.


Israels Wasser- und Energieminister Silvan Schalom bezeichnete die Pläne in der israelischen Tageszeitung "Yedioth Ahronoth" dennoch als "historischen Prozess", durch den ein alter Traum


verwirklicht werde. Angesichts der politischen Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern und den stockenden Friedensverhandlungen bewertete das "Wall Street Journal" das Abkommen am


Montag als einen "seltenen Schritt". Der jordanische Minister für Wasser und Bewässerung, Hasem Nasser, und sein palästinensischer Amtskollege Schaddad Attili vertraten die zwei anderen


Seiten bei der Zeremonie im Hauptquartier der Weltbank. Diese hatte das Vorhaben mehr als zehn Jahre auf seine Wirtschaftlichkeit hin untersucht.


Bei Umweltschützern stößt die auch als "Zwei-Meere-Kanal" bekannte Pipeline auf Kritik. Tatsächlich gehe es nicht darum, das Tote Meer zu befüllen, teilte Mira Edelstein von der


Umweltschutzorganisation Friends of the Earth mit. "Was unterzeichnet wird, ist ein konventionelles Projekt zur Wasserentsalzung." Da die Salzlake, die bei der Herstellung von Trinkwasser


entsteht, möglicherweise ins Tote Meer geleitet werde, drohten "unumkehrbare Folgen".


Die Idee einer Verbindung zwischen beiden Meeren reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Über eine mögliche Pipeline wird seit rund 20 Jahren verstärkt diskutiert.