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Bachelorarbeit: Studierende können sich nicht nur hinter Büchern verstecken, sondern müssen während ihrer akademischen Karriere den einen oder anderen Vortrag halten. Vielen fällt das
schwer – und zwar nicht, weil sie mit dem Inhalt kämpfen, sondern weil sie sich mit einer viel heimtückischeren Herausforderung konfrontiert sehen: Lampenfieber. Gutes Zeitmanagement, die
richtige Lernstrategie vor Prüfungen, Tipps für den Einstieg ins digitale Semester: In dieser Kolumne gibt Dr. Tim Reichel Rat zu Herausforderungen im Studium und zeigt, wie Studierende
erfolgreich durch den Bachelor kommen – ohne Dauerstress. Du stehst auch vor einem vermeintlich unlösbaren Problem im Studium oder hast eine Frage an Tim Reichel? Dann schreib uns an
[email protected] . Unter Lampenfieber wird die Anspannung, die Nervosität und der Stress vor einem öffentlichen Auftritt oder vor einer Prüfung verstanden. Warum Lampenfieber so
heimtückisch ist? Weil es spontan auftreten kann – und zwar auf einer Skala von »ein leichtes Kribbeln im Bauch« bis hin zu »handfester Panikattacke«. Wer »Lampenfieber« googelt, findet eine
breite Palette an Tipps und Tricks, die Abhilfe versprechen. Doch leider ist der größte Teil davon ziemlicher Murks. Ruhig atmen, sich das Publikum nackt vorstellen – das alles hilft
höchstens kurzfristig. Lass uns stattdessen lieber ein paar Strategien durchgehen, mit denen du langfristig etwas gegen dein Lampenfieber tun kannst. LÖSE DICH VON FALSCHEN GLAUBENSSÄTZEN
Meiner Erfahrung als Studienberater nach gibt es zwei grundsätzliche Missverständnisse, die bei vortragenden Studierenden Stress auslösen: »Ich muss alles wissen.« Und »Mein Prof ist gegen
mich.« Bei Vorträgen im Studium geht es nicht darum, ein Thema vollständig abzuhandeln. Erstens ist das in der vorgegebenen Zeit unmöglich (außer dein Vortrag dauert mehrere Wochen) und
zweitens will das niemand hören. Deine Aufgabe ist es, die von dir erarbeiteten Ergebnisse wissenschaftlich darzustellen und in ein Themenfeld einzuordnen. Dabei musst du zeigen, dass du
Methoden anwenden kannst und die Zusammenhänge verstanden hast. Mehr ist es nicht. Also kein Grund, sich wegen kleinerer Wissenslücken verrückt zu machen. Kommen wir zu deinem Prüfer oder
deiner Prüferin. Unabhängig davon, in welchem Format du einen Vortrag halten musst: Deine Profs haben ein grundsätzliches Interesse daran, dass du erfolgreich bist. Hauptsächlich, weil die
meisten korrekt sind, aber auch, weil du sonst ihre Kennzahlen runterziehst und im schlimmsten Fall noch einmal antreten musst (und damit ihre Zeit stiehlst). Natürlich werden manche Profs
fiese Fragen stellen. Einige können sogar unfair sein – ich weiß. Trotzdem solltest du sie nicht standardmäßig als deine Feind:innen wahrnehmen. Sie wollen lehren, du willst lernen –
grundsätzlich habt ihr also das gleiche Ziel. WAGE DICH IN DIE HÖHLE DES LÖWEN – UND ZWAR SCHON VORHER Viele Studis sind bei Vorträgen deswegen so nervös, weil sie sich in einer ungewohnten
Situation wiederfinden. Versuche daher, die Rahmenbedingungen bereits im Vorfeld kennenzulernen und dich an das Vortragen zu gewöhnen. Hältst du dein Referat vor Ort in einem Hörsaal oder
Seminarraum? Dann erkundige dich, ob du dort vielleicht vorab einmal üben kannst. Teste bei dieser Gelegenheit auch Beamer, Projektor, Tafel und so weiter. Findet dein Vortrag digital statt?
Dann mach dich vorab mit der Software vertraut und übe zu Hause vor deiner Webcam. Bei der Gelegenheit kannst du dich aufnehmen und deine Performance analysieren. Oder du schaltest
Freund:innen oder Kommiliton:innen dazu und bittest sie, im Anschluss Fragen zu stellen. So wird dein Vortrag noch besser. RECHNE MIT DEM SCHLIMMSTEN In diesem Artikel über Prüfungsangst
habe ich die Idee des Worst-Case-Szenarios vorgestellt. Einen ähnlichen Ansatz kannst du auch bei Lampenfieder anwenden. Frage dich: Was könnte bei deinem Vortrag im schlimmsten Fall
passieren? Du könntest dich zum Beispiel schon in der Einleitung versprechen, den Faden verlieren, einen Blackout haben, durchfallen, exmatrikuliert werden und unter einer Brücke enden.
Solche Gedankengänge mögen dich zwar für einen kurzen Augenblick runterziehen – aber schon kurz danach übernimmt dein Unterbewusstsein, und du gehst dazu über, mögliche Lösungen zu suchen.
Hast du Angst vor einem Blackout? Dann bestimme Fixpunkte in deinem Vortrag, zu denen du immer zurückspringen kannst, wenn du einmal den Faden verloren hast. Die Autorin Vera Birkenbihl
bezeichnete eine ähnliche Methode als »Steine im Fluss« , die man sich setzt, um nicht ins Wasser zu fallen und von der Strömung mitgerissen zu werden. Du befürchtest, dass der Beamer im
Hörsaal ausfällt? Bereite dich darauf vor, den Vortrag ohne Folien zu halten. Du traust deiner Internetverbindung während deines Zoom-Vortrags nicht? Aktiviere einen Hotspot mit deinem
Smartphone, damit du nie die Verbindung verlierst. Indem du dich auf das Schlimmste vorbereitest, erarbeitest du dir ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle. FAZIT Fast alle großen
Redner:innen geben an, Lampenfieber zu kennen, schreibt der Rhetorik-Trainer Michael Ehlers . Nervöse Studierende sind also in guter Gesellschaft. Tricks, wie den Atem zu beruhigen oder
mentale Bilder zu erzeugen, können für den Moment funktionieren; den größten positiven Effekt haben jedoch kluge Vorbereitung – und Übung. Das wusste auch schon der berühmteste Redner im
antiken Rom, Marcus Tullius Cicero : »Reden lernt man nur durch reden.«