Leipzigs sieg gegen mönchengladbach: der tedesco-effekt

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------------------------- * * X.com * Facebook * E-Mail * * * X.com * Facebook * E-Mail * Messenger * WhatsApp * IN DREI TAGEN ZUR TOPMANNSCHAFT: Weil Leipzig in der Bundesliga nicht um


Platz zwei spielt, sondern Elfter ist, musste Trainer Jesse Marsch gehen. Sein Nachfolger Domenico Tedesco, der eigentlich der Nachfolger des im Sommer nach München gewechselten Julian


Nagelsmann ist, wurde am Donnerstag vorgestellt. Drei Tage später zeigte RB Fußball wie zu allerbesten Zeiten. Gegen Mönchengladbach erspielte sich die Mannschaft reihenweise Chancen, und


sie tat das mit jenem Rastlosfußball, mit dem sich Leipzig einst an der Bundesligaspitze etabliert hatte. DAS ERGEBNIS: 4:1 (2:0) gewann RB beim Tedesco-Debüt. Kein Tor zu hoch. DIE ERSTE


HÄLFTE: Gladbach wurde überrannt. Im Minutentakt sprinteten die Leipziger auf die Abwehrkette der Borussen zu. Josko Gvardiol traf zum 1:0 (20. Minute), André Silva erzielte das zweite Tor


(33.), und neben den beiden Treffern gab es etliche weitere RB-Chancen. Eine Auswahl: Nordi Mukiele und Konrad Laimer verpassten nacheinander ein frühes Tor (7.), Silva schoss mal daneben


(10.), mal scheiterte er an Torwart Yann Sommer (45.), und dass Christopher Nkunku nicht in der Torschützenliste auftauchte, war Pech: Dreimal fehlte dem Franzosen nicht viel (18., 34.,


44.). Gladbach war mit dem 0:2 zur Pause gut bedient. DER TEDESCO-EFFEKT: War in diesen ersten 45 Minuten bereits zu erkennen. Der neue Coach setzte auf eine 3-4-1-2-Formation, und zwei


Dinge fielen auf. Zum einen das Zusammenspiel von Zehner Emil Forsberg und dem überragenden Christopher Nkunku (linker Stürmer neben André Silva). Beide suchten die Nähe des anderen, sie


sorgten für Überzahl auf der linken Seite und kombinierten sich oft sehenswert nach vorn. Zum anderen kam Gladbach nicht mit dem Leipziger Tempo zurecht. RB spielte nach Balleroberungen


sofort in die Tiefe, und dem Ball folgten stets mehrere Leipziger; die Konteraktionen (und davon gab es reichlich) entwickelten damit eine Wucht, die Gladbach überforderte. STANDARD =


SCHWÄCHE: Vergangene Woche, beim denkwürdigen 0:6 daheim gegen Freiburg, kassierte Gladbach vier Treffer nach ruhenden Bällen. Dabei habe man das Verteidigen von Standards in der


Vorbereitung auf die Partie eigentlich extra trainiert, sagte Trainer Adi Hütter hinterher. Und nun? Fing sich die Borussia schon wieder ein Tor nach einer Freistoßflanke. Jonas Hofmann


stand bei Torschütze Gvardiol, ließ ihn ziehen und niemand nahm auf. Es gibt nicht viele Methoden, mit denen sich so effektiv Erfolge im Profifußball erzielen lassen, wie mit Standards. DIE


ZWEITE HÄLFTE: War geprägt vom Leipziger Chancenauslassen. Vor allem André Silva (51.) vergab die Gelegenheit aufs dritte Tor fahrlässig, später schoss Forsberg vorbei (62.), Nkunku kam


nicht an Sommer vorbei (74.). Die nun stärkeren Gladbacher wurden inzwischen auch gefährlich, im Anschluss an einen Standard war es nun die Borussia (!), die traf, und das sehenswert, Ramy


Bensebaini beförderte den Ball artistisch ins Tor (88.). Spannend wurde es aber nicht mehr, zwei Konter führten zu zwei RB-Treffern, erst durch Nkunku (90.+1), dann durch Benjamin Henrichs


(90.4). KUNSTSCHUSS DES SPIELS: Fußballer, die das leere Tor nicht treffen, faszinieren uns Zuschauende von je her. Vielleicht, weil uns die Profis in solchen Momenten ungewöhnlich nah sind.


Nach dem Motto: Guck mal, dem passiert das auch! André Silva hatte seinen Guck-mal-Moment in der 51. Minute. Nkunku legte ihm den Ball auf, der Angreifer musste ihn bloß ins leere Tor


schieben, Torwart Sommer war geschlagen, er hatte außerhalb des Strafraums einen Fehlpass gespielt, doch Silva traf die Latte. Man könnte die Szene im Training 50-mal nachstellen, er würde


vermutlich stets treffen. Der Twitteraccount der Gladbacher reagierte auf die Chance so : WAS IST MIT GLADBACH LOS? Die Borussia hat drei Partien zum Vergessen hinter sich, 1:4 gegen Köln,


0:6 gegen Freiburg, nun Leipzig. 18 Punkte aus 15 Spielen, das ist keine gute Bilanz für den im Sommer gekommenen Hütter. Er hatte auch Pech: Viele Spielverläufe liefen aus Sicht der


Borussia unglücklich, Partien wurden trotz Chancenplus nicht gewonnen. Diesmal aber war das Defensivverhalten besorgniserregend. Vor einer Großchance Mitte der ersten Hälfte verlor Gladbach


den Ball im Vorwärtsgang, und dann geschah: nichts. Die Stürmer trabten aus, das Umschalten auf Defensive fand bei vielen nicht statt. Und vor dem 0:2 sah man einige Spieler in Richtung des


eigenen Tors rennen, andere nach vorne Richtung Ball, es wirkte, als wisse der eine Fuß nicht, was der andere macht. Der Auftritt gegen RB war schlechter als der beim 0:6 gegen Freiburg.


MARSCHIERT LEIPZIG JETZT DURCH DIE LIGA? Möglich. Tedesco und sein Team scheinen sich jedenfalls auf Anhieb zu verstehen, der Kader ist ohnehin besser als der vieler Mannschaften, die


aktuell noch vor RB stehen. Offen bleibt aber, wie effektiv die Leipziger Offensive gegen mauernde Gegner sein wird. Nicht jedes Team bietet schließlich so viel Raum zum Kontern wie die


Borussia. Bei seiner Station auf Schalke war Tedescos Team lange Zeit exzellent darin, den Gegner vom eigenen Tor fernzuhalten. Für einen herausragenden Offensivplan ist jene Mannschaft aber


nicht in Erinnerung geblieben, davon zeugen 108 Treffer in 75 Pflichtspielen. Eine solche Quote wäre in Leipzig eine Enttäuschung.