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------------------------- * * X.com * Facebook * E-Mail * * * X.com * Facebook * E-Mail * Messenger * WhatsApp * Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv. Warum ist das wichtig? Es gibt
in Deutschland derzeit sicherlich einfachere Aufgaben. Tausende neue Mitarbeiter müssen praktisch in Rekordzeit integriert werden, es gibt Ärger mit dem Personalrat und die Arbeit wird auch
nicht weniger - im Gegenteil. Mehr als eine halbe Million offene Asylanträge stapeln sich beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) in Nürnberg, die Bearbeitung der Fälle dauert
immer länger, der öffentliche Druck nimmt zu. Wer hat Lust, eine solche Behörde zu führen? Bamf-Chef Frank-Jürgen Weise offenbar nicht mehr. Bereits vor einiger Zeit hatte er angekündigt
seine Doppelrolle als Chef des Migrationsamts und der Bundesagentur für Arbeit (BA) zum Jahresende abgeben zu wollen. Wer auf Weise an der Bamf-Spitze folgt, ist nun offenbar klar: Jutta
Cordt, bislang Leiterin der Arbeitsagentur in Berlin, soll den Posten übernehmen. Das berichten die "Nürnberger Nachrichten" und die "Süddeutsche Zeitung" unter
Berufung auf gut informierte Kreise. Das Bundesinnenministerium, dem das Bamf untersteht, wollte den Bericht zunächst nicht kommentieren. "Zu ausstehenden Personalentscheidungen äußere
ich mich nicht", sagte ein Sprecher. Um die Nachfolge zu regeln, müssen mehrere Gremien beteiligt werden. Auch das Bundeskabinett muss die Personalie billigen. Wann es dazu kommt, ist
noch unklar. Angestrebt ist aber offenbar eine längere Übergabephase. Laut "Nürnberger Nachrichten" soll Cordt von Oktober an in der Nürnberger Bamf-Zentrale sein. Sie solle aber
zunächst eingearbeitet werden und im neuen Jahr die Leitung übernehmen. ALTFÄLLE KÖNNE ERST 2017 ABGESCHLOSSEN WERDEN Leicht wird es für die 52-Jährige nicht. Bei seinem Amtsantritt im
September 2015 hatte Weise den Auftrag bekommen, den Stau bei den Asylanträgen zu beseitigen. Vor Kurzem räumte er jedoch ein, den Berg nicht wie angekündigt bis zum Jahresende vollständig
abbauen zu können. Etwa 200.000 komplexe Altfälle werde man erst 2017 abschließen können - voraussichtlich bis zur Jahresmitte. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die Zahl neu in
Deutschland ankommender Flüchtlinge so niedrig bleibe wie in den vergangenen vier Monaten. Mittlerweile zieht sich die Bearbeitung der Anträge offenbar immer weiter hin. Durchschnittlich 7,3
Monate dauert es offenbar im zweiten Quartal des Jahres durchschnittlich, bis das Bamf über einen Fall entschieden hatte. Das berichten die Zeitungen der Funke Mediengruppe unter Berufung
auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion. Im ersten Quartal 2016 benötige die Behörde im Schnitt noch sechs Monate, Ende 2015 waren es 5,1 Monate. Vom
kommenden Jahr an will das Bundesamt weitgehend ohne ausgeliehenes Personal von BA, Post, Bundeswehr und Bundesinnenministerium auskommen. Die designierte Chefin Cordt wird dann 6300
Mitarbeiter unter sich haben. Neben der Bearbeitung und Entscheidung von Asylanträgen wird sich das Bamf auch wieder verstärkt um die Integration der Zuwanderer kümmern müssen - gemeinsam
mit der BA. Abzuwarten bleibt, wie sich das Verhältnis zum Personalrat entwickelt. Die Mitarbeitervertreter hatten sich zuletzt mehrfach offen gegen die Behördenleitung gestellt - unter
anderem wegen der Einstellung neuer Mitarbeiter ohne Beteiligung des Gremiums. Behördenintern waren zudem Befürchtungen laut geworden, das Bamf werde immer stärker "BA-isiert".
kev/AFP/dpa/Reuters