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Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde. »OLTREE«: BURG AUSBAUEN, PROBLEME LÖSEN Diese Dorfbewohner! Andauernd geraten sie in Schwierigkeiten: Mal ist die Schmiedin hackebreit
besoffen und ärgert die Schwächeren, mal gehen Ziegen verloren, oder die Mühle muss repariert werden. Und wer muss sich um all das kümmern? Natürlich wir, die Ranger. Als hätten wir nicht
genug zu tun. Wir müssen ja auch noch die Burg aufbauen, mit dem Drachen und anderen üblen Gesellen fertigwerden und unsere Aufträge erfüllen. »Oltrée« von Antoine Bauza und John Grümph ist
ein kooperatives Abenteuer, bei dem wir in jeder Partie ein neues Kapitel in der Chronik aufschlagen. Wir gewinnen oder verlieren gemeinsam – gegen das Spiel und dessen Widrigkeiten. Die
Karten erzählen jeweils eine fortlaufende Geschichte, auf deren letzter Seite sich zeigt, wie gut wir für die ultimative Herausforderung gewappnet sind. Ereignisse und Probleme können uns
dabei immer wieder in die Planung grätschen. Zum Glück haben alle Charaktere unterschiedliche Sonderfähigkeiten, sodass wir einander helfen können. Der modulare Aufbau macht das Spiel immer
wieder interessant. Selbst ein bekanntes Szenario kann, mit einem neuen Auftrag kombiniert, völlig anders verlaufen als zuvor. Nach etlichen Partien stellt sich allerdings ein bisschen
Übersättigung an dem doch sehr generischen Mittelalter-Setting ein. Aber bis dahin ist der Weg lang, erfreulich und lohnend – und das Spielerlebnis sehr fluffig. Wer alles mit Bravour
gemeistert hat, kann sich auf die Erweiterung »Die lebenden Untoten« freuen, die demnächst herauskommen soll – obwohl »freuen« es vielleicht nicht ganz trifft: Untote, dunkle Götter und
krankhafte Melancholie dräuen den wackeren Rangern dort. (»OLTRÉE«, Boardgamebox, zwei bis vier Personen ab zehn Jahren, rund 60 Minuten, rund 55 Euro) »DORFROMANTIK«: DAS SPIEL ZUM SPIEL
Ursprünglich war »Dorfromantik« ein Computerspiel, entwickelt von vier Berliner Studenten – und gleich ein Erfolg: Im Jahr 2021 wurde es in drei Kategorien für den Deutschen
Computerspielpreis nominiert. Das gleichnamige Brettspiel, kongenial umgesetzt von Michael Palm und Lukas Zach, steht dem digitalen Original in nichts nach. Auch hier setzt man
Sechseckplättchen aneinander, erledigt mit den richtigen Kombinationen Aufträge und versucht so, seinen Highscore immer wieder zu knacken. Der friedlich-meditative Landschaftsbau am
Familientisch funktioniert in fast jeder Runde exzellent – allein natürlich auch, wenn man mal digital detoxen und trotzdem spielen möchte. Im Grunde ist es nämlich ein Solospiel geblieben,
das man aber prima mit anderen teilen kann und das über einen extrem entspannten Hop-on-hop-off-Mechanismus verfügt. Wer gerade dran ist, zieht ein neues Plättchen und legt es so gut wie
möglich an die bestehende Landschaft an. Will man den Fluss verlängern, der Eisenbahnstrecke noch ein Andreaskreuz gönnen oder lieber den Getreideauftrag erfüllen, bei dem fünf Felder
aneinander grenzen sollen? Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, Punkte zu ergattern – und kaum jemand kann sie alle auf einmal im Blick behalten. Einerseits ist das Spiel dabei sehr
interaktiv, weil ständig alle leidenschaftlich diskutieren. Andererseits aber kann man, wenn gerade etwas anderes drängt, problemlos für ein paar Runden aus- und später wieder einsteigen,
ohne dass das Spiel ins Stocken kommt. »Dorfromantik« ist ein sehr belohnendes Wohlfühlspiel. Wer seinen Highscore knackt, kommt auf einer Punktekarte voran, schaltet nach und nach immer
mehr neue Elemente aus den hübschen kleinen Zusatzschachteln frei. Die wiederum sorgen dafür, dass das Spiel ganz allmählich immer herausfordernder wird und noch mehr Möglichkeiten, Punkte
zu machen, bekommt. (»DORFROMANTIK«, Pegasus, eine bis sechs Personen ab acht Jahren, 30 bis 60 Minuten pro Partie, rund 35 Euro) »SPACESHIP UNITY«: KANN MAL BITTE EINER DIE LASERKANONE
AKTIVIEREN? War es wirklich eine gute Idee, als Rekrut bei der Interplanetaren Allianz anzuheuern? Jetzt stehe ich bei unseren Freunden im Wohnzimmer und werfe Sockenpaare durch die Gegend,
dabei muss ich »PIU PIU PIU« rufen. Ich aktiviere nämlich gerade die Laserkanone unseres Raumschiffs. »Ein Spiel wie eine Fernsehserie« verspricht das erfrischend neue Konzept, bei dem wir
Alltagsgegenstände in ein So-tun-als-ob-Szenario verwandeln. Das habe ich in dieser Intensität zuletzt als Kind gemacht – und frage mich, warum ich damit aufgehört habe. Spaß macht es schon,
auch wenn es schwerfällt, den alten Staubsauger als Sprungantrieb ernst zu nehmen. Aber da das Ganze unter Zeitdruck passiert, kommt man selten dazu, sich die Frage »Was mache ich hier
eigentlich?!« zu stellen. Das Weltraumabenteuer in fünf Folgen von steigender Komplexität ist ein (ziemlich hektischer) Spaß auch für altersgemischte Runden. Selbst kleinere Kinder kann man
unter Anleitung gut einbinden und ihnen »wichtige« Aufgaben geben. Wer nicht sicher ist, ob das Spiel von Ulrich Blum und Jens Merkl für die eigene Runde taugt, kann das Prequel gratis
ausprobieren: Der Verlag stellt die »Folge 0« kostenlos zum Herunterladen und Ausdrucken zur Verfügung. Es lohnt sich in jedem Fall, erst einmal damit zu starten, weil man hier auch die
Spielmechanik gut kennenlernt . Auch dieses Spiel ist kooperativ und sorgt für galaktische Zusammengehörigkeitsgefühle. (»SPACESHIP UNITY«, Pegasus, zwei bis vier Personen ab zehn Jahren,
ein bis zwei Stunden, rund 40 Euro, Demofolge gratis) »UNLOCK! GAME ADVENTURES«: KOMM, WIR RETTEN DIE MENSCHHEIT Für einen entspannten Abend, bei dem man gemeinsam knobelt und Erfolge
feiert, ist die »Unlock«-Reihe von Cyril Demaegd eine sichere Bank. Die Idee: Ein Escape-Abenteuer, das man mithilfe von Karten und einer kostenlosen App spielt. Genau eine Stunde (Zeit
läuft!) ist angesetzt, um die Menschheit vor einer Pandemie zu retten, einen Mord aufzuklären oder als Reporter die investigative Story um die Familie eines Eisenbahnmagnaten zu
recherchieren. Man kann die Zeit überschreiten, aber der Spieleabend ufert halt nicht völlig aus. Die Reihe hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel – das erste Spiel erschien 2017 – und
strotzt vor Ideen, Gimmicks und Rätselspaß. Ein knappes Dutzend Boxen mit je drei Abenteuern gibt es mittlerweile, darunter auch eine für Kinder, die ohne App auskommt. Ein Tutorial stimmt
auf Ablauf und Mechanik ein, dann kann das Abenteuer beginnen. Die drei Szenarien der neuen Box sind thematisch an bekannte und gute Brettspiele angelehnt: »Zug um Zug«, »Mysterium« und
»Pandemic«. Man muss diese Spiele nicht kennen, um an den Episoden Freude zu haben. Doch wer sie kennt, hat dank der eingebauten Referenzen noch ein bisschen Extraspaß. Man muss die Karten
klug kombinieren, versteckte Hinweise finden, und ein wenig um die Ecke denken, um weiterzukommen. Das schafft belohnende Erfolgserlebnisse und gemeinsame High-five-Momente. Mit sechs
Mitspielenden wird es allerdings eher nervig, zu viele Leute sollten sich nicht ums zum Teil sehr Kleingedruckte drängen. Zu zweit oder dritt ist es ideal. Ein gut austariertes Hilfesystem
verhindert, dass man sich in frustrierenden Denkschleifen festbeißt. Nachdem man »Unlock!« durchgespielt hat, kann man die Karten wieder einsortieren und das Spiel weitergeben, denn beim
Spielen wird, anders als etwa bei den Spielen der »Exit«-Reihe, nichts zerstört. (»UNLOCK! GAME ADVENTURES«, Asmodee, eine bis sechs Personen ab zehn Jahren, eine Stunde)