Motorrad für die gepflegte attacke: triumph speed triple 1200 rr im test

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Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde. DER ERSTE EINDRUCK: Ein zierlicher Rundscheinwerfer, eingefasst von einer schwebenden Halbschale – da zeigt sich beispielhaft, dass die Speed


Triple 1200 RR betörend hübsch geraten ist. DAS SAGT DER HERSTELLER: Triumph erweitert sein Speed Triple-Portfolio. Neben dem gut verkauften Modell 1200 RS mit Doppelscheinwerfer soll die


stilvolle Speed Triple 1200 RR der erste »Café Racer des 21. Jahrhunderts« sein. Eine moderne Interpretation von Klassikern aus den Sechzigern oder der hauseigenen Thruxton RS mit


Zubehörverschalung. »Wir hoffen, dass sie lange Zeit einmalig bleibt in ihrer Ausrichtung«, sagt Stuart Wood, Chefentwickler von Triumph. Das könnte klappen, denn nicht nur das Design


beschert der 1200 RR ein Alleinstellungsmerkmal am Markt. Mit 180 PS und knapp 200 Kilogramm schließt der Gentleman Racer in puncto Leistung und Gewicht fast auf zu Superbikes wie BMW S 1000


RR (207 PS, 197 kg) oder Ducati Panigale V4 S (216 PS, 199 kg). Zudem teilt er sich mit der italienischen Supersportlerin eine wesentliche Komponente: Beide setzen auf das semiaktive


Fahrwerk Öhlins Smart EC 2.0. Das elektronisch einstellbare Federungs- und Dämpfungssystem gilt derzeit als das Nonplusultra in der zweirädrigen Oberklasse. Es analysiert kontinuierlich


Parameter wie Fahrstil, Geschwindigkeit, Beschleunigung und stimmt die Federelemente automatisch darauf ab. Triumph baut es erstmals ein und demonstriert damit Perfektion – auch sonst:


Nirgendwo baumelt sichtbar ein Kabel, nichts schlackert oder knarzt. Die 1200 RR wirkt aufgeräumt und wertig, puristisch und edel. Karbonblenden zieren selbst die nahezu verborgenen Träger


der Halbschale. DAS IST UNS AUFGEFALLEN: 830 Millimeter Sitzhöhe – passt. Mühelos schwingt das rechte Bein über die demontierbare Beifahrersitz-Abdeckung. Die Position gefällt. Die Fußrasten


der 1200 RR hat Triumph im Vergleich zur Schwester RS leicht nach hinten und weiter nach oben verlagert. Dadurch sind die Beine stärker angehockt, was aber nicht unbequem ist, eher


praktisch: Es erleichtert das Abtauchen hinter der kleinen Verkleidung und den Knieschluss am schmalen Tank. 15,5 Liter passen rein. Damit kommt die RR bei agiler Fahrweise gut 200 Kilometer


weit. Zwei Lenkerstummel ersetzen den durchgehenden RS-Lenker. So kommt der Mensch im Sitz in eine leichte Attackehaltung. Der Handgelenkwinkel ist für durchschnittlich große Fahrer okay;


anhaltende Schmerzen vom Abstützen auf den Stummeln braucht keiner zu befürchten. Überhaupt ist die 1200 RR für ein sportliches Motorrad erstaunlich komfortabel. Wood und sein Team haben für


die Doppel-R ausschließlich ins obere Zubehörregal gegriffen: Keyless-System für schlüsselloses Starten, Voll-LED-Beleuchtung, rennstreckentaugliche Brembo Stylema Hochleistungsbremse –


alles serienmäßig an Bord. Dazu ein Schaltassistent für kupplungsloses Hoch- und Runterschalten, der tadellos funktioniert. Die Gänge rasten weich und präzise ein. Triumph hat für diese und


ähnliche Aufgaben eine Armada von Sensoren verbaut. Kurven-ABS, schräglagenabhängige Traktionskontrolle (abschaltbar), »Wheelie Control«, damit das Vorderrad beim Beschleunigen am Boden


bleibt – all das spielt perfekt zusammen, orchestriert von einer Trägheitsmesseinheit IMU, die auch das Fahrwerk miteinbezieht. So verhindert die smarte Elektronik etwa, dass bei hartem


Bremsen das Vorderrad zu tief eintaucht. Gleichzeitig hält das System das Hinterrad am Boden. Beides zahlt auf die Fahrstabilität und Sicherheit ein. Wer der Elektronik misstraut, kann die


Abstimmung auch manuell konfigurieren. In beiden Fällen begeistert das Fahrverhalten der »Speedy«. Der große Dreizylinder schiebt mächtig an. Das maximale Drehmoment beträgt 125 Nm bei 9000


Umdrehungen pro Minute. Die RR will gedreht werden, der rote Bereich beginnt bei 11.500. Aber auch darunter, so bis 5000 Touren, entwickelt der Triple einen mächtigen Punch. Mit dem


geschmeidigen Fahrverhalten will Triumph sportliche Fahrer erreichen, die keine Lust (mehr) auf reine Krawallschachteln haben, die niemandem mehr etwas beweisen müssen und gern mal auf einem


Rundkurs unterwegs sind, ohne gleich ein radikales Superbike bewegen zu wollen. Kultivierte Attacke lautet die Losung: Fahrspaß auf der Landstraße, Rasanz auf der Rennstrecke, 245 km/h


Spitze. Die Beschleunigung ist fulminant, der Windschutz hinter der kleinen, flachen Scheibe erstaunlich gut. Fahrberichte, Analysen, aktuelle Nachrichten: So verpassen Sie keine Artikel aus


der Rubrik Mobilität des SPIEGEL. So aktivieren Sie Ihre Benachrichtigungen Das TFT-Display darunter stammt von der »Speedy« RS. 5-Zoll-Farbbildschirm, glasklare Darstellung.


Geschwindigkeit, Gang und Drehzahl prangen mittig. Rechts und links zeigen sich – deutlich kleiner – Informationen wie Uhrzeit, Datum oder aktivierter Tempomat. Die Cockpitfunktionen sind


von anderen Triumph bekannt: Via Bluetooth und App können Android- und iOS-Devices gekoppelt werden. Das bringt Musik und Telefonanrufe aufs Headset und Google-Pfeilnavigation aufs Display.


Dort landen bei Bedarf auch die Steuersymbole der GoPro-Actioncam. DAS SOLLTE MAN WISSEN: Fünf Fahrprogramme hat die 1200 RR an Bord. Das Ansprechverhalten von Gas und Bremse lässt sich


damit individuell auf Witterung und Straßenbelag abstimmen. Der Fahrmodus Rider ist frei konfigurierbar, die übrigen vier – Rain, Road, Sport und der Rennstreckenmodus Track – lassen sich


über das Bordmenü feinjustieren. Mit etwas gutem Willen erschließt sich einem die Logik des Zentralinstruments nach kurzer Eingewöhnung. In der Dämmerung und nachts helfen die beleuchten


Lenkerarmaturen bei der Wahl der Tasten. Zwei Farbkombinationen hat Triumph für die Speed Triple 1200 RR im Angebot: das im Sonnenlicht funkelnde Red Hopper/Storm Grey und das dezente


Crystal White/Storm Grey mit goldenen Details. Beide Varianten werden serienmäßig mit einer Soziussitzabdeckung in Farbe des Bikes geliefert, die sich ruckzuck entfernen lässt. Dann findet


eine Begleitung Platz. Empathische Fahrer ersparen ihr jedoch allzu lange Ausflüge. Selbstbewusster Preis der 1200 RR: ab 20.400 Euro. Im Januar kommt sie in den Handel. DAS WERDEN WIR NICHT


VERGESSEN: 98 dB(A) Standgeräusch verwehren der neuen Speed Triple den Zutritt zu einigen Regionen Österreichs. 95 dB(A) sind dort bekanntlich die Eintrittshürde. Gleichwohl hat der


Dreizylinder eine gewisse Magie: Beim Fahren hält er sich akustisch nämlich angenehm zurück. Ein Gentleman Racer eben. FAHRZEUGSCHEIN HERSTELLER: Triumph Motorcycles TYP: Speed Triple 1200


RR KAROSSERIE: Motorrad MOTOR: Dreizylinder-Reihenmotor GETRIEBE: Sechsganggetriebe HUBRAUM: 1160 ccm LEISTUNG: 132 kW /180 PS bei 10.750 U/min DREHMOMENT: 125 Nm bei 9.000 U/min


HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT: 245 km/h CO2-EMISSIONEN: 144 g/km GEWICHT: 199 kg TANKINHALT: 15,5 l PREIS: ab 20.400 Euro _HINWEIS_: Ralf Bielefeldt ist freier Autor und wurde bei seiner Recherche


von Triumph unterstützt. Die Berichterstattung erfolgt davon unabhängig.