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------------------------- * * X.com * Facebook * E-Mail * * * X.com * Facebook * E-Mail * Messenger * WhatsApp * Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv. Warum ist das wichtig? Die
Konzernlenker aus Stuttgart-Sindelfingen haben das alljährliche Frühjahrstreffen der Autobranche am Genfer See ausersehen, in diesem Jahr vom 7. bis zum 17. März terminiert, ihre neue
Luxusmarke offiziell aufs Podest zu hieven. Die Marke wohlgemerkt, noch nicht das Auto. In der Schweiz wird lediglich der Aperitif serviert, der Hauptgang folgt Ende September bei der
Autoausstellung in Paris. Um die potenzielle Kundschaft des zukünftigen Luxusliners in ihrer Kauflust zu stimulieren, wird in Genf immerhin schon mal der Motor gezeigt. Es handelt sich um
ein V12-Triebwerk mit einer Leistung von 550 PS (405 kW) und dem gewaltigen Drehmoment von 900 Newtonmetern. So ausgestattet, werde der Wagen zu "überlegenen Fahrleistungen" fähig
sein, versprechen die Schwaben. Den Rest des Edelautos dürfen sich die Messebesucher um das Aggregat herum denken. Das ist gar nicht so absurd wie es klingt, denn tatsächlich soll jeder
Maybach ein Unikat sein. Hergestellt in der Maybach Manufaktur in unmittelbarer Nachbarschaft zu der Werkshalle, in der die Mercedes S-Klasse entsteht. Jeder Kunde kann sich ganz nach
Belieben Ausstattung, technische Details, Farben und Interieur maß schneidern lassen. Dass so etwas nicht zu Discount-Preisen möglich ist, versteht sich von selbst. Die "Stuttgarter
Zeitung" berichtet, für die 5,70 Meter lange Kurzversion des Autos seinen mindestens 290.000 Euro fällig. Die gestreckte Variante des Luxusschlittens ist gar 6,10 Meter lang und wird ab
340.000 Euro verkauft. Nach Angaben der "Automotive News Europe" können sich Maybach-Interessenten gegen eine Anzahlung von 57.425 Euro auf einer Warteliste registrieren lassen.
Nur etwa 1000 Auserwählte pro Jahr werden einen Maybach in Empfang nehmen dürfen - für diese Kapazität jedenfalls ist die Produktionsanlage ausgelegt. Mit Maybach reaktiviert DaimlerChrysler
einen klangvollen Namen aus der Automobilwelt. Wilhelm Maybach, auch als "König der Konstrukteure" bekannt, arbeitete gemeinsam Gottlieb Daimler am ersten schnell laufenden
Verbrennungsmotor. Er konstruierte 1885 das erste Motorrad der Welt und 1901 das erste moderne Automobil. Später baute er die Antriebe für Zeppelin-Luftschiffe und sein Sohn Karl widmete
sich ab 1919 der Entwicklung von Luxusautos. Schon damals trugen sie das Emblem MM, das allerdings nicht für Maybach Manufaktur, sondern für Maybach Motorenbau stand. Bis zum Ende der
Produktion im Jahre 1940 wurden etwa 2300 Maybach-Fahrzeuge gebaut, wobei die Karosserien von den Firmen Spohn, Gläser, Erdmann & Rossi oder anderen gefertigt wurden. An der Spitze des
Modellprogramms stand der "Zeppelin", ein Auto mit V12-Motor und 5,50 Meter Länge damals der größte deutsche Pkw überhaupt. Während des Krieges wurden die Maybach-Werksanlagen
zerstört. Der Motorenbau wurde nach 1945 wieder aufgenommen. Die Maschinen kamen in Lkw in der damaligen sowjetischen Besatzungszone, in Omnibussen sowie in Lokomotiven und Schiffen zum
Einsatz. Pläne, erneut in die Autoproduktion einzusteigen, wurden allerdings nie realisiert. Die Familie Maybach verkaufte allerdings einen Großteil der Firmenanteile an Daimler Benz - eine
Liaison, die sich jetzt, rund 60 Jahre später, auszahlt. "Das Ziel der neuen Luxuswagenmarke ist es, sich an der obersten Spitze eines kleinen aber feinen Marktsegments zu
etablieren", heißt es bei Mercedes. Kundenbefragungen hätten ergeben, dass in der dünnen Luft der Superluxusklasse der Name Mercedes nicht zugkräftig genug sei. Also Maybach. Denn aus
Kundenkreisen wurde "vielfach der Wunsch nach einem höchst exklusiven und absolut individuellen Automobil der High-End-Luxusklasse herangetragen", wie die Stuttgarter berichten.
Dieser Wunsch wird jetzt, Stück für Stück, erfüllt.