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Mit dem Einmarsch der Amerikaner am 9. April 1945 endete in Siegburg der Zweite Weltkrieg. Noch einen Monat vorher, am 9. und 10. März 1945, ließen bei Fliegerangriffen der Alliierten mehr
als 100 Menschen in Wolsdorf ihr Leben. 80 Jahre ist das nun her. Die Interessengemeinschaft der Wolsdorfer Vereine 1966 erinnert daher in diesem März an eins der dunkelsten Kapitel der
Siegburger Stadtgeschichte. Am 9. März 1945 war die Rheinische Zellwolle AG (Phrix) das erste Ziel der Bombardierung. Insgesamt 32 Sprengbomben gingen auf das Werk nieder. Dann folgten
Angriffe auf den gesamten Ortsteil Wolsdorf. Auch die Gastwirtschaft Kemp an der Ecke Wolsdorfer Straße/Jakobstraße wurde innerhalb einer Stunde zweimal schwer getroffen. Peter Kurth, ein
ehemaliger Mitarbeiter des damaligen Siegkreises, war bei den ersten Bombenangriffen auf Siegburg-Wolsdorf Augenzeuge. Er schrieb seine Erinnerungen später nieder. In seinen Aufzeichnungen
heißt es: „Im Saal Kemp befand sich, dicht gedrängt untergebracht, eine große Zahl Zwangsarbeiter, vom Auffanglager der Deutschen Arbeitsfront (DAF) zusammengestellt. Ich meine, dass hier um
die 40 Personen getötet wurden.“ BIERKELLER WURDE ZUR TÖDLICHEN FALLE Seine Angaben sind durch Berichte der Kriminalpolizeidienststelle vom 11. März 1945 belegt. Einen Tag darauf wurde ein
zum Luftschutzraum umfunktionierter Bierkeller zur tödlichen Falle. Insgesamt drei Bomben schlugen ein. 59 Menschen starben. Nur sieben Menschen überlebten. Acht Stunden waren sie
verschüttet, bevor sie gerettet wurden. Das Drama ereignete sich in einen Nebenraum des alten Bierlagerkellers der Brauerei von Max Gumpert hinter dem Haus im Riemberg. Gumpert hatte vor dem
Krieg das Ausflugslokal „Sieglinde" mit einem Tanzsaal betrieben, bevor es von der Phrix erworben wurde. „Den Angriff kurz vor 12 Uhr habe ich in Gumperts Bierkeller in grausamster
Form erlebt. Aus dem von einem Dunstschleier verhüllten Himmel stießen amerikanische Flugzeuge aus den Wolken und warfen ihre Verderben bringende Last ab. In unmittelbarer Nähe des
Bierkellers waren es Volltreffer“, so Peter Kurth. Ihm zufolge befand sich in dem Bierkeller eine Kommandostelle der Gestapo mit Funkanlage, die möglicherweise das Ziel der Bombenangriffe
war. Bei den Angriffen wurde auch die Hubertuskapelle, das älteste Wolsdorfer Gotteshaus, durch einen Volltreffer dem Erdboden gleichgemacht. Am Montag wird die große Glocke der Kirche Sankt
Dreifaltigkeit um 12.30 Uhr schlagen – zum Zeitpunkt der schlimmsten Angriffswelle im Jahr 1945, um inne zu halten und daran zu erinnern. Für Donnerstag, 13. März, um 18.30 Uhr lädt die
Gemeinschaft zu einem Geschichtsabend mit dem Thema „125 Jahre Eingemeindung und 80 Jahre Gedenken der Fliegerangriffe auf Wolsdorf“ in den Saal des Kinderheimes Pauline von Mallinckrodt
ein. Und am Sonntag, 16. März,findet um 9.30 Uhr eine heilige Messe zum Gedenken an die Verstorbenen in der Kirche Sankt Dreifaltigkeit statt. Im Anschluss wird an der Hubertuskapelle ein
Kranz niedergelegt. Die Feier wird von den Wolsdorfer Vereinen gestaltet und soll für eine friedvolle Gesellschaft werben.