„historisch beispielloser“ gletschersturz in der schweiz: was die katastrophe im lötschental auslöste

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Schon in der Vergangenheit wurden ganze Dörfer in der Schweiz von Bergabbrüchen verschüttet. Doch die Kombination aus Eis- und Steinsturz sei neu, erklären Experten. Welche Rolle spielt der


Klimawandel? Nach dem Gletschersturz in der Schweiz haben GIGANTISCHE FELS- UND EISMASSEN das Dorf Blatten fast völlig begraben. Hinter dem Schuttkegel des Gletscherabbruchs im Lötschental


ist der gestaute Fluss Lonza mittlerweile so bedrohlich angeschwollen, dass die Behörden weitere Gemeinden auf eine Räumung vorbereiten. Insgesamt wohnen in dem Gebiet mehr als 2000


Menschen. Was war der Auslöser für die Naturkatastrophe, und welche Rolle spielte der Klimawandel? Der Geologe Hans Rudolf Keusen erklärte die Ursache im Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)


so: „Im Prinzip ist es ein Gletschersturz, der DURCH EINE GEWALTIGE LAST VON BERGSTURZ VOM KLEINEN NESTHORN VERURSACHT worden ist. Dieses Felsmaterial hat auf den Gletscher gedrückt und ihn


aus dem Gleichgewicht gebracht.“ Zwar seien schon in der Vergangenheit ganze Dörfer von Bergstürzen verschüttet worden, aber die Kombination aus Eis- und Steinsturz HABE ES SO NOCH NIE


GEGEBEN IN DER SCHWEIZ, sagte der Experte dem Sender. Auch der Naturgefahren-Experte Raphaël Mayoraz bezeichnete die Naturkatastrophe gegenüber der dpa ALS HISTORISCH „BEISPIELLOS“. Rund


neun Millionen Tonnen Schuttmaterial hatten sich durch das Abbröckeln des Kleinen Nesthorns in den vergangenen Tagen auf dem Gletscher abgelagert und so Druck auf die Eismassen ausgeübt, bis


diese schließlich nachgaben. Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit


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Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können. GESCHMOLZENES EIS HABE DABEI EINE ENTSCHEIDENDE ROLLE


GESPIELT, sagte Matthias Huss, Professor für Glaziologie an der ETH Zürich, dem SRF. „Sobald Eis dabei ist, ist sehr viel Wasser dabei. Wasser ist wie ein Schmiermittel. Es liegt zwischen


den Geröllbruchstücken, und mit diesem enormen Druck, der während eines Sturzereignisses aufgebaut wird, entwickelt sich dann diese gewaltige Dynamik.“ Das Wasser mit dem Geröll bilde eine


wabbelige Masse, die weit rutsche, sich in die Breite ausdehne und somit alles unter sich begrabe. Ob der Klimawandel dafür verantwortlich ist, SEI ABER NICHT EINDEUTIG ZU BEANTWORTEN, so


Huss. Dass es in den vergangenen Jahren mehrere solcher Ereignisse gab, deute aber darauf hin, heißt es im Bericht des SRF. „Man kann sicher nicht direkt sagen, der Klimawandel ist


verantwortlich dafür, dass dieses Ereignis jetzt passiert ist“, sagte der Gletscher-Experte dem SRF. Es sei aber bestechend, „dass wir in den letzten Jahren in den Alpen immer wieder solche


großen Kollapsereignisse von Gipfeln hatten. Ich denke da etwa an den Piz Cengalo oder an den Piz Scerscen im Engadin im letzten Jahr.“ Auch Jens Turowski vom GFZ Helmholtz-Zentrum für


Geoforschung in Potsdam weist darauf hin, dass der Einfluss des Klimawandels nicht eindeutig nachzuweisen sei. „Man kann aber davon ausgehen, dass der Klimawandel eine Rolle spielt, vor


allem bei den Auslösern“, sagte er der dpa. VERÄNDERUNG DES SCHNEES Bedeutend seien dabei etwa die Veränderung des Schnees, „wann er fällt, wann er schmilzt“. Durch Temperaturänderungen


werde auch der Permafrost beeinflusst. Zudem schmelzen die Gletscher. „Sie stützen die Talwände ab und stabilisieren das Gestein. Wenn die sich zurückziehen, fällt diese Stütze weg“, sagt


Turowski. „Ich würde fest davon ausgehen, dass der Klimawandel bei dem Gletscherabbruch irgendeine Rolle gespielt hat, er ist aber sicher nicht der einzige Auslöser.“ Schweizer Gletscher


schmolzen wegen der Klimaerwärmung zwischen 2022 und 2023 so stark wie im gesamten Zeitraum von 1960 und 1990 und verloren zehn Prozent ihres Volumens.  Im Laufe des Tages soll es nun einen


AUFKLÄRUNGSFLUG ÜBER DAS KATASTROPHENGEBIET geben. Völlig auszuschließen ist nach Angaben der Behörden nicht, dass das Wasser noch über den Schuttkegel schwappt und eine Flutwelle oder eine


Gerölllawine ins Tal rauscht, wenn das Wasser Teile des instabilen Schuttkegels mitreißt.  Den Experten zufolge müsse in den kommenden Tagen auch abgeklärt werden, ob weitere Felsabstürze


drohen, berichtet das SRF. Erst dann könne das zerstörte Dorf Blatten wieder aufgebaut werden. _(mit Agenturen)_