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Große Überraschung: Preisträger Christopher Rüping spendet die 20.000 Euro Preisgeld wegen der harten Kürzungen des Berliner Senats. Kuturstaatssekretärin Sarah Wedl-Wilson hält ein Plädoyer
für die Theatervielfalt. Der Regisseur Christopher Rüping wird mit dem Berliner Theaterpreis der Stiftung Preußische Seehandlung ausgezeichnet und gibt das Geld zurück. Mit 20.000 Euro ist
der Preis dotiert, und Rüping hat genau gerechnet. Er überweist das Preisgeld anteilig an 57 Kultureinrichtungen, die von den massiven Kürzungen des Berliner Senats betroffen sind, zum
Beispiel 431 Euro an die Volksbühne. Ein winziger Bruchteil der 130 Millionen Euro, die insgesamt aus dem Kulturetat gekürzt werden. Und eine überraschende Geste, ein charmanter Protest.
Seit 1988 wird der Berliner Theaterpreis verliehen. Die Liste der Preisträger ist legendär, sich reicht von George Tabori, Heiner Müller, Pina Bausch über Bruno Ganz und Herbert Fritsch zu
Sandra Hüller und Nele Hertling. Bewegend waren all die Zeremonien stets – mit starken Reden, improvisierten Szenen und sehr persönlichen Auftritten. Aber das gab es noch nicht: Ein
Preisträger mischt sich unmittelbar ein in die kulturpolitische Krise. Es fühle sich nicht richtig an, von diesem Senat Geld zu nehmen, sagt Rüping. PLÄDOYER FÜR DIE SZENE Und was für ein
Timing! Es ist traditionell Aufgabe des Regierenden Bürgermeisters, diese Auszeichnung des Senats vorzunehmen. Kai Wegner aber war am Sonntag beim Gedenken an die Befreiung der
Konzentrationslager vor 80 Jahren in Sachsenhausen zugegen. Ihn vertrat im Haus der Berliner Festspiele nun Sarah Wedl-Wilson, die Kulturstaatssekretärin. Bis zuletzt war Joe Chialo als
Vertreter des Senats als Redner vorgesehen; sein Name stand auch noch auf dem Programmzettel. Chialo hat kurzfristig abgesagt. Offiziell ist der Kultursenator noch bis Dienstag im Amt,
nachdem er Wegner am Freitag um seine Entlassung gebeten hatte. Eine gute Gelegenheit für Wedl-Wilson, die künftig die Geschicke der Berliner Kultur leiten könnte. Sie hält im Festspielhaus
eine Rede, die man nur als Plädoyer für den Erhalt der „einzigartigen Theaterlandschaft“ in Berlin verstehen kann. Als Plädoyer für die Vielfalt. Empfohlener redaktioneller Inhalt An dieser
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und hebt die sonntägliche „Superwomen“-Premiere des inklusiven Rambazamba Theaters hervor. Eine Superheldin ist Sarah Wedl-Wilson nicht, aber auf sie setzt die Kultur in Berlin große
Hoffnungen, nach dem Debakel mit Joe Chialo, der in seiner Erklärung zum Abschied vor weiteren harten Kürzungen warnt. Fünfmal war der 1985 geborene Preisträger Christopher Rüping beim
Theatertreffen mit seinen Inszenierungen dabei. Zuletzt machte „Dionysos Stadt“, seine zehnstündige Antiken-Erkundung von den Münchner Kammerspielen, hier Furore. Am Deutschen Theater läuft
Rüpings Inszenierung von Sarah Kanes „Gier“. Einige Schauspielerinnen und Schauspieler aus diesem Ensemble wie Maja Beckmann, Wiebke Mollenhauer und Benjamin Lillie halten auf der Bühne des
Theatertreffens jetzt feine und bewegende Lobreden, Worte des Dankes an ihren Regisseur. Eine familiäre Atmosphäre, wie so oft, wenn sich die Theaterszene feiert. Auch Festspiele-Intendant
Matthias Pees hat schon mit Rüping zusammengearbeitet. Er preist ihn als den „gastfreundlichsten Regisseur, den ich kenne.“ Dann holt er aus. Gastfreundschaft, das sei eine Verpflichtung in
allen Religionen und Kulturkreisen, ein Ritual mit starker Verbindung zum Theater. Denn es geht um Gemeinschaft, um das Verständnis des Fremden, der zum Freund werden kann. Der Schauspieler
Nils Kahnwald – auch er gehört zur Rüping-Gang – findet eine feine Formel für Rüpings Charakter und Stil. „Warmes Herz, wacher Kopf und dazwischen ein Trampelfpfad.“ Eine Preisverleihung,
bei der auch das Publikum gewonnen hat.