Mögliche biowaffe: genforscher wollen neue lebensform schaffen

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------------------------- * * X.com * Facebook * E-Mail * * * X.com * Facebook * E-Mail * Messenger * WhatsApp * Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv. Warum ist das wichtig? Das


menschliche Genom hat er mit seiner Firma Celera Genomics bereits entschlüsselt. Jetzt schmiedet Craig Venter, der zu Beginn des Jahres als Präsident des Unternehmens zurückgetreten war,


schon wieder neue spektakuläre Pläne: Zusammen mit seinem ehemaligen Celera-Mitstreiter, dem Nobelpreisträger Hamilton Smith, will er einen künstlichen Organismus im Labor konstruieren. Der


von Menschenhand erschaffene Einzeller soll gerade so viele Gene besitzen, dass er leben kann. Wenn alles so läuft, wie es sich Venter und Smith vorstellen, dann wird das Minimalwesen


beginnen, Nahrung aufzunehmen und sich zu reproduzieren, bis eine ganze Population entstanden ist. Ihr Projekt wollten die beiden Forscher noch am Donnerstag selbst vorstellen, heißt es in


einem Bericht der "Washington Post". Das Vorhaben wirft ethische Fragen auf: So könnte der Organismus, wie die Wissenschaftler gegenüber der Zeitung einräumten, als Grundlage für


neue biologische Waffen dienen. Auf der anderen Seite könnte ihre Arbeit aber auch helfen, existierende Biowaffen zu entdecken und zu bekämpfen, argumentieren Venter und Smith. Das Projekt


wird der "Washington Post" zufolge vom US-Energieministerium mit drei Millionen Dollar finanziert. Ganz neu sind die Pläne der Gentechniker nicht. Venter hatte sich bereits am 1992


von ihm gegründeten Institute for Genomic Research (TIGR) mit der genetischen Minimalausstattung von Lebewesen beschäftigt. Mit Kollegen untersuchte er beim so genannten Minimal Genome


Project das Bakterium Mycoplasma genitalium, das im menschlichen Genitaltrakt lebt und nur 517 Gene besitzt. Davon wiederum sind, wie die Forscher herausfanden, etwa 300 absolut


lebensnotwendig. Bei der Fortführung des Projekts wollen Venter und Smith diesen aufs Nötigste reduzierten Organismus zum Leben erwecken. Dazu werden sie zunächst am Computer ein schlankeres


Erbgut für das Genital-Bakterium entwerfen und im Labor synthetisieren. Die künstliche DNS wollen die Forscher anschließend in eine Mikrobe einschleusen, aus der zuvor das gesamte


natürliche Erbmaterial entfernt wurde. * The Institute for Genomic Research  * Minimal Genome Project  Das Forschungsprogramm, an dem rund 25 Mitarbeiter zunächst drei Jahre arbeiten sollen,


könnte nach den Hoffnungen der Wissenschaftler das Verständnis der grundlegendsten biologischen Prozesse vertiefen: "Wir wollen sehen, ob wir eine molekulare Definition des Lebens


finden", sagte Venter der "Washington Post". "Ziel ist es, die fundamentalen Elemente der primitivsten lebenden Zelle zu verstehen." Befürchtungen, bei den


Experimenten könnten gefährliche und unkontrollierbare Bakterien entstehen, wischen die Forscher mit dem Hinweis auf strenge Sicherheitsvorkehrungen beiseite. So sollen die Laborversuche in


einer abgeschirmten Umgebung erfolgen. Venter und Smith wollen die Mikroben zudem so konstruieren, dass sie Menschen nicht befallen können und eingehen, sobald sie ins Freie gelangen.