Farbwechsel wie bei chamäleons: beschichtung könnte häuser wärmen und kühlen

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------------------------- * * * X.com * Facebook * E-Mail * * * X.com * Facebook * E-Mail * Messenger * WhatsApp * Häuser lassen sich beliebig bunt streichen. Was alle eint: Einmal


aufgetragen, bleibt die Farbe oft für lange Zeit dieselbe. Ein chinesisches Forscherteam hat nun jedoch eine Beschichtung für Häuser entwickelt, die je nach Temperatur die Farbe wechselt. Im


Sommer kühlt sie das Gebäude und im Winter wärmt sie es. Inspirieren ließen sich die Forscher von der Tierwelt – genauer gesagt von Chamäleons. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse in der


Fachzeitschrift »Nano Letters «. Die neue Beschichtung für Dach- und Außenwände reflektiert bei Temperaturen von mehr als 30 Grad Celsius etwa 93 Prozent des auftreffenden Sonnenlichts. Bei


einer Erwärmung auf etwa 20 Grad Celsius begann die Oberfläche demnach, sich von dunkel- zu hellgrau zu verändern. Im Winter liegt die Temperatur des dann dunkelgrauen Anstrichs mehr als


vier Grad über der Umgebungstemperatur. VORBILD: CHAMAELEO NAMAQUENSIS »Gebäude verbrauchen etwa 35 Prozent der weltweiten Energie, 60 Prozent davon werden zum Heizen und Kühlen verwendet,


um angenehme Innentemperaturen zu erzeugen«, schreiben die Studienautoren. Zwar gibt es schon länger Anstriche, die ein Gebäude passiv kühlen, indem sie das meiste Sonnenlicht reflektieren;


dadurch lassen sich Kosten für Klimaanlagen sparen. Doch diese Beschichtungen werfen auch im Winter das Sonnenlicht zurück, was zu einem zusätzlichen Kühlungseffekt und damit zu einem


höheren Heizbedarf führt. Das Forschungsteam setzte sich deshalb zum Ziel, ein Beschichtungsmaterial zu entwickeln, das im Sommer kühlt und im Winter wärmt. Als Vorbild diente dem Team um


Fuqiang Wang vom Harbin Institute of Technology in Harbin ein Chamäleon mit dem wissenschaftlichen Namen Chamaeleo namaquensis, das in Wüstenregionen in Südafrika und Namibia lebt. Es weist


tagsüber eine helle Schuppenhaut auf, um möglichst viel Sonnenlicht zu reflektieren. Abends wechselt die Farbe zu einem dunklen Braun, um die restliche Strahlung aufzunehmen und die Wärme


für die oft kühlen Nächte zu speichern. Entscheidend für die neue Beschichtung ist die chemische Verbindung Kristallviolettlacton, die etwa als farbgebende Komponente in Thermopapieren


verwendet wird. In Kombination mit dem Stoff Bisphenol A wechselt Kristallviolettlacton je nach Außentemperatur durch eine chemische Reaktion die Farbe, vor allem im Bereich zwischen 20 und


30 Grad. NOCH NICHT ALLTAGSTAUGLICH In Versuchen zeigte sich: Bei einer Umgebungstemperatur von 10 Grad Celsius lag die Temperatur der weißen Kühlfarbe bei 10,5 Grad, die der Beschichtung


bei 19,2 Grad. Wenn die Umgebungstemperatur 30 Grad überstieg, hatte beide etwas dieselbe Temperatur. Das hat sich auch im Gebäude bemerkbar gemacht. Bei Tests im Winter lag die


Innentemperatur eines kleinen Gebäudes mit der neuen Beschichtung 1,2 Grad höher als im baugleichen Häuschen mit Kühlfarbe. Das Autorenteam geht davon aus, dass ihre Erfindung in mittleren


Breiten im Vergleich zur weißen Kühlfarbe zu einer Einsparung von bis zu 20 Prozent des jährlichen Energiebedarfs führen kann. Die Forschenden konnten nun zeigen, dass es grundsätzlich


möglich ist, die Farbwechsel für Beschichtungen zu nutzen. Es kann jedoch noch viele Jahre dauern, bis daraus ein kaufbares Produkt entsteht. Farben, die ein Gebäude passiv kühlen, gibt es


bereits. ani/dpa