Tarifkonflikt: ig metall startet bundesweite warnstreiks

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Berlin/Saarlouis - Den Metallern fehlt es bei den ersten Warnstreiks nicht an Wut und Entschlossenheit im Kampf um fünf Prozent mehr Geld. Mit dem Ende der Friedenspflicht um 24 Uhr nahmen


in zahlreichen Betrieben Tausende Metaller an zeitlich begrenzten Arbeitsniederlegungen, Kundgebungen und Fackelzügen teil. Die zentrale Forderung war dabei, dass die Arbeitgeber ein


konkretes Angebot für mehr Lohn vorlegen. Die Arbeitgeber wollen das aber erst am 6. April tun. Im Laufe des Tages sind weitere Protestaktionen geplant. In Nordrhein-Westfalen legten rund


3600 Beschäftigte kurzzeitig die Arbeit nieder. Insgesamt seien Mitarbeiter von zehn Betrieben beteiligt gewesen, sagte ein IG-Metall-Sprecher. Bei DaimlerChrysler in Düsseldorf verließen


allein etwa 1000 Arbeiter das Werk zu einer Demonstration im Fackelschein. In Bayern haben 1400 Arbeiter von 14 Betrieben an den Protestaktionen teilgenommen, darunter die Nachtschichten von


Osram, MAN-Roland und EADS in Augsburg sowie Epcos, Infineon und Bosch in München. IG Metall-Chef Jürgen Peters ist in dieser Nacht ins Saarland zu den Ford-Arbeitern im Werk Saarlouis


gekommen - und wettert kräftig gegen die "kompromisslosen Arbeitgeber". Dem "zügellosen Kapitalismus" müsse Einhalt geboten werden. "Wir sind mit der Geduld am


Ende", ruft Peters von einem Wagen in das Meer von Fahnen und Fackeln. Etwa 3000 Beschäftigte aus zehn Betrieben sind zur zentralen Auftakt-Kundgebung vor dem Ford-Werk erschienen. Für


die gute Stunde des Warnstreiks stehen hier die Produktionsbänder. Im Hintergrund geht ein kleines Feuerwerk hoch. GALGEN-BILDCHEN UND BESCHIMPFUNGEN Auch Georg Rodenbusch ist gemeinsam mit


etwa 1000 Kollegen der Nachtschicht da. Auf seinem Kopf trägt er einen Schutzhelm, auf dem an einem Galgen ein Teufel hängt. "Hundt" steht auf einem kleinen Schild darunter -


Rodenbuschs Wut richtet sich gegen den Arbeitgeberpräsidenten, aber auch den Rest des Arbeitsgeberlagers - und sogar die SPD. "Die Kollegen sind bereit, auf die Straße zu gehen. Es wird


endlich mal Zeit", sagt Rodenbusch. In der Hand hält er den Stab des riesigen Transparents über ihm. Darauf hat er geschrieben: "Rente mit 67 Jahren. Müntefering du Drecksack. Wir


fordern nach 40 Jahren Wechselschicht eine Rente ohne Abzug, egal wie alt." Rodenbusch selbst arbeitet seit vier Jahrzehnten bei Ford im Saarland. "Alles wird teurer: Strom, Gas,


Sprit, jetzt wird über die Gesundheitsreform diskutiert - fünf Prozent mehr Lohn, wie die Gewerkschaft fordert, müssen drin sein", sagt der Arbeiter. Über seinem runden Bauch prangt ein


T-Shirt mit einem roten Handabdruck auf dem "Gib mir 5" steht. HUNDT: DAS IST ABER GAR NICHT KONSTRUKTIV IG-Metall-Chef Peters will, dass von Saarlouis ein Signal ausgeht: Die


Metaller sind stark und meinen es ernst. "Die Arbeitgeber wollen uns testen, ob wir bereit sind, auf die Forderungen auch Taten folgen zu lassen." Die Metaller im Saarland muss


Peters wohl kaum noch überzeugen. Rodenbusch sagt auf die Frage, ob ihn die Rede von Peters denn motiviert habe: "Ich hoffe, dass der Peters sich durch uns bestärkt fühlt und unsere


Interessen gut vertritt. Die Basis steht hinter ihm." Die IG Metall droht nun mit einer Urabstimmung und harten Streiks. "Wenn vor Ostern keine Verhandlungslösung erkennbar ist,


werden wir nach Ostern über Streik und Urabstimmung nachdenken", sagte der Bezirksleiter der IG Metall Nordrhein-Westfalen, Detlef Wetzel, der "Rheinischen Post". Der Vorstand


Galgeder IG Metall werde am 24./25. April beraten. "Dann könnte eine Entscheidung über die Urabstimmung fallen", sagte der Gewerkschafter. Indes haben die Arbeitgeber heftige


Kritik am Vorgehen der IG Metall geübt. "Mit den aktuellen Warnstreiks setzt die IG Metall offen auf Eskalation, anstatt konstruktiv am Verhandlungstisch eine Lösung in der Tarifrunde


für die Metall- und Elektroindustrie zu suchen", sagte Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt der "Berliner Zeitung". Die Warnstreiks emotionalisierten den Tarifkonflikt zusätzlich


und erschwerten dadurch einen Tarifabschluss. _itz/ddp/dpa_