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------------------------- * * X.com * Facebook * E-Mail * * * X.com * Facebook * E-Mail * Messenger * WhatsApp * Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv. Warum ist das wichtig? Märchen,
die so anfangen wie die Geschichte von Bobby Brown, gibt es viele: Er wuchs auf in South Central, einem üblen Viertel von Los Angeles. Um aus dem Ghetto heraus zu kommen, wollte er
Profi-Basketballer werden, natürlich in der NBA. Doch nach der Schule, so sah es aus, würde seine Karriere so verlaufen wie die vieler junger US-Basketballer. Als Spieler in Europa, der
jeden Sommer auf einen NBA-Vertrag hofft und dann wieder für eine weitere Saison über den Atlantik fliegen muss. Wenn es gut läuft, wechseln sie zu einem Erstliga-Club mit ordentlicher
Bezahlung. Wenn es schlecht läuft, in die dritte oder vierte Liga - für ein paar hundert Euro im Monat. Doch Bobby Brown wird dieses Jahr nicht zurück nach Europa kommen. Er hat es
geschafft. Die Sacramento Kings haben ihn für zwei Jahre engagiert. Das ist ungewöhnlich für jemanden, der sein erstes Profi-Jahr in der Basketball-Bundesliga (BBL) verbracht hat. Aber es
zeigt auch einen Trend im Welt-Basketball: Der Abstand zwischen den USA und Europa wird kleiner. Neben Brown von Alba Berlin hat auch Anthony Tolliver von den Eisbären Bremerhaven einen
NBA-Vertrag ergattert. Er steht im Kader der San Antonio Spurs. SCHLECHTE CHANCEN BEIM KARRIERESTART Noch überraschender ist Browns Entwicklung, weil er schlechte Vorraussetzungen für eine
NBA-Karriere hatte. Das College, für dessen Mannschaft er spielte, war nicht besonders renommiert. Zwar warf er viele Körbe für die California State University in Fullerton, aber die
NBA-Scouts beeindruckte das wenig - wegen der schwachen Mitspieler an seiner Seite. Bei der alljährlichen Draft, der Auswahl der besten Nachwuchsspieler, wollte Brown kein Club in seinem
Team haben. Er ging in die Bundesliga zu Alba Berlin. Brown sollte dort den Spielaufbau übernehmen, wenn der erfahrene Goran Jeretin mal eine Pause brauchte. Doch am letzten Tag der
Saison-Vorbereitung verletzte Jeretin sich schwer: Kreuzbandriss. Pech für ihn, Glück für Bobby Brown. Plötzlich war er die Nummer eins. Dann hieß es, das sei nur vorübergehend so. Ein
erfahrener Spieler sollte nachverpflichtet werden. Doch auch als Spielmacher Alexander Rasic von Dynamo Moskau ausgeliehen wurde, behielt Brown seine Rolle. Er spielte 30 Minuten im Schnitt,
Rasic nur zwölf. Brown erlebte einiges in seinem ersten Profijahr: Er macht 44 Punkte beim längsten Spiel der europäischen Basketball-Geschichte . Erst nach fünf Verlängerungen besiegte
Berlin am 4. Dezember 2007 Sarajevo. Er wurde zum All-Star in der BBL gewählt, bekam die Auszeichnung als bester Newcomer der Liga. Er spielte schlecht am Pokalwochenende, anschließend wurde
kurz vor den Playoffs Dijon Thompson wegen Disziplinlosigkeiten entlassen, sein Mannschaftskamerad und alter Kumpel aus L.A. Doch als die Playoffs um die Meisterschaft begannen, schien
alles Negative vergessen zu sein. Brown überragte mit seiner Athletik und Schnelligkeit. Die Schnellangriffe des Berliner Guard-Duos Brown/ Julius Jenkins konnte kein Gegner in der
Bundesliga stoppen. Bobby Brown bekam für sein Lehrjahr in Berlin gleich zwei Belohnungen: Zuerst wurde er mit Alba deutscher Meister. Und dann zeigte er bei der SummerLeague (einer Art
NBA-Bewerbungsturnier für junge Spieler), dass er in Berlin zum kompletten Spieler gereift ist. "Die Überraschung der Summerleague" nannte ihn ein US-Sportjournalist. Browns
Spielervermittler Aaron Mintz war im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE deshalb auch voll des Lobes über Alba Berlin: "Der Trainerstab hat sich sehr um ihn bemüht. Die Coaches haben Bobby
geholfen, in die NBA zu kommen." Das Lob aus Los Angeles wird man in Berlin gerne hören. Schließlich sieht sich Alba selbst als einen der am besten organisierten Vereine Europas - was
allerdings nicht heißt, dass der Club finanziell zu den stärksten gehört. Der Berliner Etat dürfte bei etwa sieben Millionen Euro im Jahr liegen. Europaliga-Konkurrent Olympiakos Piräus
zahlt allein für einen Spieler mehr als vier Millionen Euro pro Jahr: Josh Childress, der vergangene Saison noch bei den Atlanta Hawks in der NBA gespielt hat, unterschrieb laut seines
Agenten einen Dreijahresvertrag über 20 Millionen Dollar - netto. Childress ist der erste Profi, für den der Traum von der NBA nicht groß genug war, um ihn dort zu halten. Er schlug
millionenschwere Angebote aus der NBA aus und nahm das höhere aus Europa an - er ging Browns Weg in die entgegengesetze Richtung. "Der Abstand zwischen der NBA und den europäischen
Clubs wird von Jahr zu Jahr kleiner", sagt Spieleragent Mintz. "Es gibt jetzt mehrere professionelle Basketball-Organisationen auf der Welt - nicht mehr nur die NBA." So
könnten Wechsel wie der von Childress in die Euroleague oder der von Bobby Brown in Zukunft häufiger werden. Finanziell haben sich die großen europäischen Clubs der NBA auf jeden Fall
angenähert: Bobby Brown verdient nach US-Medienberichten zwischen 400.000 und 700.000 Dollar pro Jahr, Euroleague-Club Barcelona soll ihm nach US-Medienberichten einen Mehrjahres-Vertrag in
Millionenhöhe angeboten haben. Für den Ex-Berliner steht nun der nächste Schritt an: Vom NBA-Angestellten zum echten Spieler. In Sacramento ist er der Ersatz von Beno Uhdri, der gerade einen
32-Millionen-Dollar-Vertrag für fünf Jahre unterschrieben hat. Noch ein zweiter junger Spieler, Jean Singletary, macht ihm dabei Konkurrenz. Aber wohl niemand weiß so gut wie Bobby Brown,
dass auch der Ersatzmann schnell viel Spielzeit bekommen kann.