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Schon im ersten Interview nach der Wahl formulierte der 59-jährige Rogge seine Ziele: "Erstens: für die Glaubwürdigkeit des Sports, gegen Doping. Zweitens: gegen Korruption. Drittens:
gegen Gewalt." Er will das als Freiwilliger tun und sich wie sein Vorgänger Juan Antonio Samaranch nicht bezahlen lassen. "Ein Präsident als Freiwilliger, das ist eine gute
Symbolik." Seine Mitbewerber - den Südkoreaner Un-Yong Kim, die US-Amerikanerin Anita DeFrantz, den Ungarn Pal Schmitt sowie den Kanadier Dick Pound -, die bei der Wahl am Montag in
Moskau chancenlos waren, will Rogge in seine Bemühungen um eine bessere Zukunft der Bewegung im Zeichen der fünf Ringe einbinden. POUND BOT RÜCKTRITT AN "Meine Aufgabe ist es, zu
einigen", erklärte der Belgier auf seiner ersten Pressekonferenz nach der Amtsübernahme. Rogge verriet auch, dass ihm der bisher für das Marketing des IOC und die Antidoping-Weltagentur
Wada zuständige Pound den Rücktritt angeboten habe: "Ich habe ihn gebeten, zu bleiben." Pound will sich bis Anfang September entscheiden. Nach Willen des neuen "Herrn der
Ringe" sollen im kommenden Jahr die Ende 1999 verabschiedeten Reformen zur Beseitung des Filzes im Internationalen Olympischen Komitee noch einmal gründlich auf ihre Einhaltung
überprüft werden. Der achte IOC-Präsident ist ein gelernter Olympier. Als Athlet nahm Jacques Rogge in Mexiko-Stadt, München und Montreal dreimal an olympischen Segelregatten teil. Im Rugby
brachte er es zur Nationalmannschaftsreife. 1980 führte Rogge die Mannschaft seines Landes hinter der Olympia-Fahne in das Olympiastadion von Moskau. Es war Boykottzeit. ROGGE: EIN ATHLET
STIRBT MIT DEM KARRIEREENDE "Das Palästinenser-Attentat in München hat mich gelehrt, vieles zu relativieren", sagt Rogge im Rückblick auf 1972. Der Wechsel aus dem Athleten-Dasein
zum Athleten-Vertreter sei unter Schmerzen erfolgt. "Ein Athlet stirbt zum ersten Mal mit 35, wenn er seine Karriere beendet." Und vor Moskau 1980 gehörte er in Belgien zu jenen,
die "nicht akzeptierten konnten, dass Jimmy Carter den Sport als olympische Waffe benutzte". Als Vorsitzender der Vereinigung der europäischen Nationalen Olympischen Komitees
(Enoc) hat sich Rogge 1990 die Basis für den Aufstieg geschaffen. 1991 kam er in das IOC, sieben Jahre später in das mächtige Exekutivkomitee. Seit dieser Zeit gehört er zu den Vertrauten
von Samaranch. Der Spanier machte den Belgier zum IOC-Überwacher der Spiele in Sydney und Athen und zum Mitglied der Medizinischen Kommission. 400 OPERATIONEN PRO JAHR Parallel zu seiner
Karriere als Sportler und Funktionär hat der fünfsprachige Rogge seine medizinischen Studien absolviert. Als Chirurg und Orthopäde hat er im vergangenen Jahr in einer Klinik in Gent rund
4000 Patienten behandelt und dabei rund 400 Operationen durchgeführt. "Mein Beruf hat mich viel über menschliche Beziehungen gelehrt. Er ist eine große Schule des Lebens." "40
Stunden für die Medizin, 40 Stunden für Olympia" - dieses Wochenpensum wird sich verändern, wenn er nun zusammen mit seiner Frau Anne Bovijn ganz seinen Lebensmittelpunkt nach Lausanne
verlegt und dort den Platz von Samaranch im Chateau de Vidy einnimmt. OLYMPIA SOLL NICHT ZUR REINEN SHOW VERKOMMEN "Ich bin ein besonnener Mann", sagt der 59-Jährige über sich.
Ein Mann ohne jeden Skandal, der noch nie eine Olympia-Stadt in der Bewerbungsphase besucht hat. Er will seine Arbeit auf das "Kerngeschäft" konzentrieren, auf die Olympischen
Spiele. "Sie dürfen nicht zur reinen Show werden, sie müssen ein sportlicher Wettkampf bleiben", so sein Anspruch. Dabei will er einen ganz anderen Führungsstil pflegen als sein
Vorgänger: "Die IOC-Politik muss die der Mitglieder sein und nicht die des Präsidenten allein."