Doping im Radsport: Schumacher fein raus, Lehner erwartet Fuentes-Aussage - DER SPIEGEL

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Auch von Schumachers Team Gerolsteiner, das am kommenden Dienstag offiziell die neue Mannschaft präsentieren will, drohen dem 26-Jährigen zunächst keine Konsequenzen. "Es gibt keine


öffentliche Reaktion. Mein Anwalt hat mich angehalten zu sagen: Das ist eine Privatangelegenheit des Herrn Schumacher", sagte Teamchef Hans-Michael Holczer, dem arbeitsrechtlich die Hände


gebunden sein dürften, seinen Top-Angestellten fristlos zu entlassen.


Schumacher selbst will "nicht die geringste Ahnung" haben, wie die Spuren des Aufputschmittels Amphetamin in sein Blut gekommen sind. "Ich kann nichts anderes sagen, auch wenn ich weiß, dass


dies keine sehr gute Begründung ist. Das Einzige, was ich ganz sicher weiß: Ich habe keine Drogen wissentlich zu mir genommen", erklärte Schumacher, der vor der WM mit verdächtigen


Blutwerten aufgefallen war, die nach seiner Darstellung durch eine Durchfall-Erkrankung entstanden waren.


Die UCI hatte das Aufputschmittel Amphetamin, auf das auch Jan Ullrich im Mai 2002 in der Trainingsphase positiv getestet und anschließend sechs Monate gesperrt wurde, 1967 auf die


Doping-Liste gesetzt. Die Ahndung bei Amphetamin-Gebrauch wurde aber 2004 an den Code der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada angepasst und modifiziert. So steht das Aufputschmittel Amphetamin


zwar auf der Verbotsliste der Wada, jedoch lediglich in Wettkampfphasen.


Im Rechtsstreit mit Ullrich erwartet Werner Frankes Anwalt Michael Lehner die Zeugenaussage des spanischen Doping-Arztes Eufemiano Fuentes in diesem Jahr. "Die Aussage von Fuentes wird in


2008 kommen", sagte Lehner heute. Derzeit würden die Unterlagen auf Spanisch übersetzt und dann Fuentes zugestellt. "Dann wird man sehen, ob sich Fuentes zunächst auf das


Zeugenverweigerungsrecht beruft", sagte Lehner.


Sein Mandant, der Heidelberger Molekularbiologe und Anti-Doping-Kämpfer Werner Franke, habe den vom Hamburger Landgericht geforderten Auslagenzuschuss von 1000 Euro bezahlt. Das Gericht


hatte im November entschieden, dass Fuentes in Spanien als Zeuge vernommen werden soll. Lehner bedauerte, dass der Fall nur langsam vorankomme. "Es ist das gute Recht von Jan Ullrich, sich


verzögernd zu verhalten", sagte der Heidelberger Anwalt.


Die Kronzeugenregelung ist erweitert worden. Wenn ein Athlet die Aufdeckung von Dopingverstößen Dritter substantiell mit Detailinformationen unterstützt, kann die Sperre um bis zu 75 Prozent


reduziert werden. Eine Verkürzung bis um die Hälfte wird eingeräumt, wenn ein Athlet Doping gesteht, bevor er positiv kontrolliert wurde.


Ullrich hatte Franke per Einstweiliger Verfügung untersagt, weiterhin zu behaupten, dass der Ex-Radprofi Fuentes vor zwei Jahren 35.000 Euro zur Anschaffung illegaler Substanzen gezahlt


habe. Die Staatsanwaltschaft Bonn hat mittlerweile eine Ullrich-Überweisung an Fuentes von 25.000 Euro bestätigt, weitere Gelder sollen nach Spanien geflossen sein. Ullrich hat stets


bestritten, Kunde von Fuentes gewesen zu sein und jemals gedopt zu haben. Neun bei Fuentes gelagerte Blutbeutel - insgesamt 4,5 Liter - wurden durch eine DNA- Analyse allerdings eindeutig


dem Tour-de-France-Sieger von 1997 zugeordnet.