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------------------------- * * X.com * Facebook * E-Mail * * * X.com * Facebook * E-Mail * Messenger * WhatsApp * Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv. Warum ist das wichtig? Haben
Maus und Tastatur bald ausgedient? Nach Microsofts Ankündigungen auf der Build-Konferenz in San Francisco könnte man das meinen. Viel wurde dort darüber gesprochen, wie man PC in Zukunft
bedienen wird. Microsoft setzt dabei neuerdings vor allem auf digitale Stifte und Sprache, während dem Windows-Hersteller zufolge ausgerechnet das Betriebssystem weiter in den Hintergrund
rückt. "Gespräche als Plattform" ist eines der derzeit wichtigsten Microsoft-Stichworte. Was man sich darunter vorstellen kann, hat der Konzern in San Francisco mit einigen Demos
gezeigt. Da erkannte Cortana, die sprachgesteuerte Assistenzfunktion von Windows 10, beispielsweise anhand von E-Mails automatisch anstehende Termine. Wie eine gute Assistentin, trug sie
diese in den Kalender ein und hatte auch gleich zum Termin passende Vorschläge parat - etwa, wo man zum Mittagstermin Essen bestellen oder einen Tisch reservieren könnte. Cortana soll bald
noch mehr können. So erinnerte sie sich im Beispielszenario auch daran, in welchem Spielzeugladen von San Francisco der Präsentator im Vorjahr einkaufen war und wusste, an welcher
Powerpoint-Präsentation er am Vorabend gearbeitet hatte. Damit das alles funktioniert, muss man der Software freilich weitreichende Rechte einräumen: Man muss sie etwa E-Mails mitlesen und
auf den Kalender zugreifen lassen. WAS DARF CORTANA WISSEN? Ein Microsoft-Sprecher beteuerte zwar, das geschehe alles unter Wahrung der Datenschutzregeln und man würde diese Daten nur zu
Analysezwecken für Cortana nutzen. Manch einem Anwender wird das als Sicherheit aber nicht reichen. Selbst bei Microsoft ist man sich offenbar noch nicht sicher, wie man mit dem Thema
umgehen soll. Man werde das jetzt erst einmal mit einer Vorabversion ausprobieren, die an die sogenannten Windows Insider verteilt wird, sagte der für Cortana zuständige Manager Marcus Ash
in einer Diskussionsrunde. Wie die Freigabe persönlicher Daten an Cortana am Ende tatsächlich gehandhabt werde, sei noch nicht entschieden. WO TREIBT SICH CORTANA RUM? So oder so: Man wird
die neuen Fähigkeiten von Cortana bald selbst ausprobieren können. Im Jubiläums-Update von Windows 10, das am 29. Juli veröffentlicht wird, sollen sie bereits enthalten sein. Vorerst bezieht
sich das nur auf Windows, aber nicht nur auf PC. Fotostrecke Microsoft-Entwicklerkonferenz: Windows-Update und Hololens Foto: JUSTIN SULLIVAN/ AFP "Wir gehen davon aus, dass Cortana in
vielen unterschiedlichen Umgebungen funktionieren wird", sagt Microsofts Bing-Chef Derrick Connell. "Mit dem Jubiläums-Update beispielsweise auch auf der Xbox One, später auch in
Autos." Doch auch dabei soll es nicht bleiben. Ergänzend zu Cortanas neuen Fähigkeiten kündigte Microsoft an , vieles von der künstlichen Intelligenz, die für das System entwickelte
wurde, Drittanbietern zur Verfügung zu stellen. Ein bemerkenswerter Schachzug, schließlich dürfte die Entwicklung dieser Technik beträchtliche Millionenbeträge gekostet haben. Der Betrieb
der für Cortana nötigen Rechenzentren wird mit beachtlichen Summen in Microsofts monatlichen Abrechnungen stehen. Uneigennützig sind aber zumindest Angebote wie die sogenannten Cognitive
Services nicht: Ab einer bestimmten Zahl von Praxiseinsätzen mancher Microsoft-Software müssen Drittanbieter dem Konzern eine Gebühr zahlen. MIT WEM SPRECHE ICH? In Microsofts Vision werden
sich künftig Heerscharen kleiner "Bot"-Programme der Intelligenz von Cortana bedienen, um spezifische Aufgaben im Dialog mit dem Anwender zu erledigen. Gezeigt wurde ein Bot, bei
dem man mit normaler Sprache eine Pizza bestellen kann. Ein anderes Beispiel zeigte, wie die Technologie helfen kann, ein Hotelzimmer zu bestellen. Laut Bing-Chef Connell ist das das nächste
große Ding: "Wir glauben, dass bald jede Firma einen Bot haben wird, so wie sie heute eine Website hat." Microsofts Chat-Software Skype soll dabei als eine Art Vermittler zwischen
den vergleichsweise einfach gestrickten Bots, der Intelligenz von Cortana und dem Anwender agieren. Wenn etwa der Bot eines Pizzaservices nach der Lieferadresse fragt, kann sie ihm diese
Information geben und dem Anwender gleichzeitig Status-Updates zum Liefervorgang senden. Unklar ist noch, wie und ob Anwender im Gespräch oder Chat merken werden, ob sie mit einem Bot oder
einem Menschen kommunizieren. Es sei durchaus denkbar, dass ein Bot den Anwender bei einer kniffligen Frage an einen menschlichen Chat-Partner weiterreicht, der das Gespräch nach Lösung des
Problems wieder an den Bot zurückgibt, erklärte Lili Cheng von Microsofts FUSE-Labor. MICROSOFTS NEUER WEG All diese Ideen zeigen, dass Microsoft mitten im Umbau steckt - und für das Duell
mit Konzernen wie Google bereit ist, die Dritten ebenfalls in bemerkenswertem Umfang eigene Software zu Verfügung stellen. Google beispielsweise ermöglicht es Drittentwicklern seit kurzem,
seine Spracherkennungstechnologie zu nutzen . Microsoft erfindet neue Technologien für den Umgang mit Computern und definiert sich damit selbst neu. Bezeichnend dafür war die fast völlige
Abwesenheit von Windows-Smartphones in den Präsentationen. Stattdessen wurden immer und immer wieder Android und iOS als zu Windows gleichwertige Plattformen gezeigt. Das kann man so deuten,
dass Microsoft den Kampf ums Smartphone aufgegeben hat. Viel zu holen ist für das Unternehmen in diesem Bereich ohnehin nicht: Die Marktforscher von IDC prognostizieren für 2016 einen
weltweiten Marktanteil von 1,6 Prozent für Windows-Smartphones, bei insgesamt nachlassenden Wachstumsraten. Man kann es aber auch positiv sehen: Statt weiter zu versuchen, eigene Smartphones
im Markt zu etablieren, platziert sich Microsoft mit seinen Cloud-Angeboten auf den Geräten der Konkurrenz und macht seine Dienste damit unabhängig vom jeweiligen Betriebssystem.