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------------------------- * * X.com * Facebook * E-Mail * * * X.com * Facebook * E-Mail * Messenger * WhatsApp * Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv. Warum ist das wichtig? SPIEGEL
ONLINE: Frau Rust, brauchen die Fernsehzuschauer nach "Sabine Christiansen" und "Berlin Mitte" mit Maybrit Illner unbedingt noch eine wöchentliche Polit-Talkshow? RUST:
Wir verstehen meine Sendung nicht als politischen Talk, deshalb sehe ich mich auch gar nicht als Konkurrenz zu Sabine Christiansen und Maybrit Illner, sondern eher als Alternative. SPIEGEL
ONLINE: Auch bei Christiansen gab und gibt es durchaus Themen wie "Fußball-Bundesliga nur noch im Pay-TV?". Welche Lücke wollen Sie da füllen? RUST: Okay, aber das ist doch bei
"Sabine Christiansen" eher die Ausnahme. Auch der SPIEGEL hatte schon mal einen Titel mit dem Thema "Diät-Wahn" und ist dennoch keine Frauenzeitschrift. Zudem arbeiten
wir nicht monothematisch, sondern setzen pro Sendung auf vier Themen und scheuen uns auch nicht vor Boulevardeskem. SPIEGEL ONLINE: Was muss man sich in diesem Zusammenhang unter
'boulevardesk' vorstellen? RUST: Vor einigen Wochen hätte zum Beispiel "Live Aid - Kann Musik Politik und Wirtschaft verändern?" unser Thema sein können oder auch
"Michael Jackson - Absturz eines Superstars". Ich habe jedenfalls keine Berührungsängste, solange es nicht in solche Niederungen abdriftet wie "Müssen Brüste immer groß sein -
Männerphantasien am Ballermann". SPIEGEL ONLINE: Mit "Talk der Woche" stehen Sie bei Sat.1 in der Erbfolge von "Talk im Turm" mit Erich Böhme; haben Sie keine
Sorge, dass diese Fußstapfen zu groß sein könnten? RUST: Warum muss man "Desperate Housewives" mit "Sex and the City" vergleichen, warum "Talk der Woche" mit
"Talk im Turm"? Außerdem will ich überhaupt nicht in Böhmes Schuhe. Ich fand nicht schön, wie er mit Sandra Maischberger umgegangen ist. SPIEGEL ONLINE: Der Vergleich zu "Talk
im Turm" ist wohl die logische Folge davon, dass Sat.1-Chef Roger Schawinski zunächst "meinungsstarke Journalisten mit bekanntem Namen" wie den "Bild am
Sonntag"-Chef Claus Strunz oder den stellvertretenden "Stern"-Chefredakteur Hans-Ulrich Jörges gesucht und gecastet haben soll. RUST: Ich bin froh, dass ich hier die Chance
habe, mit einem Gerücht gleich aufräumen zu können. Claus Strunz ist gar nicht gecastet worden und konnte demnach auch nicht gegen mich "verlieren", wie teilweise berichtet wurde.
Es stimmt aber, dass man zunächst unter der Vorgabe "Mann" und "erfahrener Journalist" gecastet hat. Ein Mann bin ich nicht und ob ich als erfahrene Journalistin gelten
kann, sollen andere beurteilen. Jedenfalls arbeite ich seit 13 Jahren in dieser Branche und konnte mich immer ernähren. Eine ausgewiesene Politik-Journalistin bin ich aber sicher nicht.
SPIEGEL ONLINE Wenn die Vorgabe des Senders zunächst anders lautete, wie und warum ist man dann auf Sie gekommen? RUST: Ich habe an den Castings zunächst lediglich einen der Talk-Gäste
gespielt, woraufhin mich Herr Schawinski plötzlich als Moderatorin testen wollte. Es mag nach Klischee klingen, aber es ist wohl die Tatsache gewesen, dass ich mich in der zweiten
Casting-Runde, diesmal als Moderatorin, so gegeben habe, wie ich bin, und gar nicht erst versucht habe die Top-Politik-Journalistin zu spielen. Ich habe dann lange darüber nachgedacht, ob
das nicht doch eine Nummer zu groß ist für mich. Ob die Entscheidung am Ende richtig war, wird man sehen. SPIEGEL ONLINE Haben Sie auch deshalb gezögert, weil Sie geahnt haben, dass man
Ihnen unterstellen würde, diesen Job nur bekommen zu haben, weil Sat.1-Magazinchef Nik Niethammer Ihr Lebensgefährte ist? RUST: Nein, das hat für mich keine Rolle gespielt, weil ich nichts
zu verbergen habe. Ich ahne zwar, wie das von außen erscheinen mag. Aber ich habe kein schlechtes Gewissen, weil ich eben weiß, wie alles gelaufen ist. Nik selbst war noch erstaunter als
ich, als Schawinski nach der ersten Runde auf mich zugekommen ist und gefragt hat, ob ich mir den Job als Moderatorin zutraue. SPIEGEL ONLINE Welche geistreichen Dinge haben Sie als
Talk-Gast eigentlich von sich gegeben, dass der Sat.1-Chef so begeistert von Ihnen war? RUST: Genau das habe ich mich auch gefragt. Da war nichts Besonderes, ich war einfach nur ich. Ich mag
es, wenn man - gerade in dieser Branche - auch mal über sich selbst lachen kann, vielleicht hat ihm das ja besonders gefallen. Ich möchte jedenfalls eine Sendung machen, die ich mir auch
selbst ansehen würde, die mich fordert, aber auch ein wenig amüsiert. SPIEGEL ONLINE Wie muss die Quote aussehen, dass Schawinski seine Entscheidung nicht bereut? RUST: Es gibt keine
Quotenvorgabe, aber mittelfristig zweistellig wäre natürlich toll. _Das Interview führte Andreas Kötter_