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------------------------- * * * X.com * Facebook * E-Mail * * * X.com * Facebook * E-Mail * Messenger * WhatsApp * Ein Vermächtnis seiner sehr kurzen Amtszeit als Berliner Senator für
Wissenschaft und Kultur war, dass es Christoph Stölzl gelang, den künstlerischen Leiter der Berliner Staatsoper, Daniel Barenboim, in der Hauptstadt zu halten. Nun, wenige Tage nachdem
Barenboim seinen Abschied von der Staatskapelle angekündigt hat, kommt die Nachricht vom Tod Christoph Stölzls. Er starb am Dienstag im Alter von 78 Jahren in Bayern, wie die Hochschule für
Musik Franz Liszt Weimar am Mittwoch mitteilte. Stölzl hatte die Hochschule zwölf Jahre lang bis Juni 2022 als Präsident geleitet. 1944 in Westheim bei Augsburg geboren, wuchs Stölzl im
Münchner Bildungsbürgertum auf. Er studierte Geschichte, Literaturwissenschaft und Soziologie. Mit 36 Jahren wurde Stölzl Direktor des Stadtmuseums München. »Wir haben als junges Team mit
Ausstellungen auf den Putz gehauen und provoziert«, erinnerte er sich im Gespräch mit der dpa. MUSEUMSDIREKTOR, JOURNALIST, SENATOR 1987 wurde Stölzl in Berlin Gründungsdirektor des
Deutschen Historischen Museums. Bis 1999 blieb er auf der Position. Ein Jahr später wechselte er in den Journalismus, als stellvertretender Chefredakteur und Feuilletonchef von »Die Welt«.
Der politische Stölzl war erst kurz in der FDP organisiert. Im Jahr 2000 wurde er dann zunächst parteilos für die CDU Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur in Berlin. Seine Amtszeit
endete jedoch aufgrund einer vorgezogenen Neuwahl schon gut ein Jahr später. In der CDU wurde er Mitglied und später Landeschef und Mitglied im Bundesvorstand. In seiner politischen
Karriere stieß Stölzl mit extrem polarisierenden Aussagen auch immer wieder auf heftigen Widerspruch. »Berlin verliert eine starke Stimme der Kultur und die Berliner CDU einen besonderen
ehemaligen Landesvorsitzenden«, erklärte der Landes- und Fraktionsvorsitzende des Berliner CDU-Landesverbands, Kai Wegner. Stölzl habe »Großes für unsere Stadt geschaffen, das bleibt«.
GROSSE PLÄNE FÜRS EXILMUSEUM In den Folgejahren wirkte er in verschiedenen Positionen an Hochschulen etwa in Berlin und Weimar. Nach dem turbulenten Rücktritt des Direktors Peter Schäfer war
der Historiker zwischenzeitlich als Vertrauensperson am Jüdischen Museum in Berlin. Christoph Stölzl hatte noch große Pläne: Er war als Gründungsdirektor vorgesehen für die Stiftung
Exilmuseum. Deren Vorstandsvorsitzender, der ehemalige Kulturstaatssekretär André Schmitz, spricht in einer Mitteilung von einem »unvorstellbaren Verlust.« Mit seinem enzyklopädischen
Wissen, seiner feinen Ironie, seinem Charme und seiner nicht enden wollenden Begeisterung für das Projekt Exilmuseum habe er alle seine Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner angesteckt
und überzeugt, so Schmitz. »Wir sind unendlich dankbar, dass er seine riesige Erfahrung als Historiker, Journalist, Kulturmanager und Museumsmann in unser Projekt eingebracht hat und wir von
ihm lernen durften.« Im Jahr 2020 erhielt Christoph Stölzl das Große Bundesverdienstkreuz, unter anderem für seine Verdienste um die geschichtliche Aufarbeitung des Zweiten Weltkriegs und
des Holocaust. feb/dpa/AFP