Kältemittelstreit: daimler setzt auf co2 als kühlmittel

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Stuttgart - Mit einer neuen Strategie will der Autohersteller Daimler dafür sorgen, dass sich der Kältemittelstreit mit der EU in Luft auslöst. Genauer gesagt: in Kohlendioxid. Denn die


Stuttgarter wollen künftig in ihren Klimaanlagen CO2 einsetzen, um die Auflagen aus Brüssel zu erfüllen. Diesen Plan habe man bei Beratungen am Rande des Genfer Autosalons gefasst, sagte ein


Daimler-Sprecher. Allerdings sei das Vorgehen noch nicht mit der EU-Kommission abgestimmt. Kohlendioxid gilt bei vielen Experten als klimafreundlichste Option und wird unter anderem auch


vom Umweltbundesamt (UBA) empfohlen. Allerdings müssten heutige Klimaanlagen für den CO2-Einsatz umgerüstet werden, um die notwendigen höheren Druckverhältnissen zu erzeugen. Diese


Herausforderung hält Daimler für beherrschbar - wie lang die Umsetzung dauert und wie teuer sie wird, ist nach Angaben des Unternehmenssprechers derzeit aber noch nicht absehbar. Fest steht:


Eine schnelle Lösung wird es mit der CO2-Strategie nicht geben, weil kein Hersteller kohlendioxidbetriebene Klimaanlagen in Serie fertigt. In Stuttgart muss man also weiterhin darauf


hoffen, dass die EU-Kommission eine Ausnahme macht und die Verwendung des Kältemittels R134a in den betroffenen Modellen für eine Übergangszeit erlaubt. AUDI, BMW, PORSCHE UND VW HELFEN MIT


Laut Daimler-Vorstand Thomas Weber sind die Schwaben bei der Entwicklung einer CO2-Anlage aber nicht auf sich allein gestellt: "Es freut uns sehr, dass wir uns darauf verständigen


konnten, diese nachhaltige und sichere Lösung gemeinsam mit Audi, BMW, Porsche und Volkswagen mit Einbindung des VDA voranzutreiben", sagte Weber. VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch


hatte CO2 bereits als Kältemittel der Zukunft bezeichnet. Die EU-Kommission fordert seit Januar den Einsatz von nur noch besonders klimafreundlichen Kältemitteln in neu genehmigten Modellen.


Dazu würde auch CO2 gehören. Die Stuttgarter benutzten aber derzeit ein älteres, viel klimaschädlicheres Mittel. Denn die neue von der EU befürwortete Chemikalie R1234yf hatte im Herbst


2012 bei einem simulierten Crashtest der Schwaben Feuer gefangen, wodurch die Gefahr bestand, dass sichhochgefährliche Flusssäure bildet. Daimler geht mit seinem Boykott ein hohes Risiko


ein. In letzter Konsequenz setzen die Stuttgarter sogar die Typgenehmigung ihrer neuen A- und B-Klasse aufs Spiel. Auch die neue Version der S-Klasse, die im Sommer startet, wäre betroffen.


Allerdings ist nur Daimler aktuell so stark von der EU-Regel betroffen. Denn sie gilt ausschließlich für Autos, die ihre Typgenehmigung nach dem 1. Januar 2011 erhalten haben. Die meisten


deutschen und auch viele internationale Hersteller haben ihre aktuellen Baureihen aber mit älteren Zulassungen auf den Markt gebracht und müssten die EU-Norm erst von 2017 an erfüllen. Bis


dahin können sie das alte Kältemittel verwenden, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. rom/cst/dpa