Präsidentschaftswahlen in der türkei: wahllokale haben geschlossen

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------------------------- * * * X.com * Facebook * E-Mail * * * X.com * Facebook * E-Mail * Messenger * WhatsApp * Die Stimmabgabe bei der Parlaments- und Präsidentschaftswahl in der Türkei


ist beendet. Die Wahllokale im Land schlossen am Sonntag um 16 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit. Mit Ergebnissen wird am späteren Abend gerechnet. Insgesamt waren etwa 64 Millionen Menschen


im In- und Ausland aufgerufen, den Präsidenten und ein neues Parlament zu wählen. Bei der Präsidentenwahl zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Amtsinhaber Recep Tayyip Erdoğan und


Oppositionsführer Kemal Kılıçdaroğlu ab. Wer die Mehrheit im Parlament mit 600 Abgeordneten erhält, ist noch nicht absehbar. Bekommt keiner der Kandidaten mehr als 50 Prozent der Stimmen,


geht es für die beiden stärksten Kandidaten in zwei Wochen in eine Stichwahl. Dem Kandidaten eines ultranationalistischen Parteienbündnisses, Sinan Ogan, wird Umfragen zufolge nur ein


niedriges einstelliges Ergebnis vorausgesagt. Obwohl er seine Kandidatur zurückgezogen hat, ist auch Muharrem İnce von der Vaterlandspartei auf den Stimmzetteln abgebildet. Sollten Wähler


ihren Stempel unter ihm machen, wird die Stimme der Wahlbehörde zufolge trotzdem gezählt. İnce hatte seinen Rückzug erst nach den früher endenden Abstimmungen von Türken im Ausland bekannt


gegeben. Auch diese Stimmen sollen gültig sein. İnce waren kaum Chancen ausgerechnet worden. Durch seinen Rückzug ist eine Entscheidung in der ersten Runde zwischen den Favoriten Erdoğan und


Kılıçdaroğlu wahrscheinlicher geworden. (Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Wahl in der Türkei finden Sie hier .) Nach Einschätzung der Wahlbehörde verlief die Abstimmung bislang ohne


größere Zwischenfälle. »Bis jetzt verliefen die Wahlen ohne Probleme«, sagte der Chef der Wahlkommission YSK. Er hoffe, dass es dabei bleibe. Am frühen Sonntagnachmittag war Präsident


Erdoğan wider Erwarten nach der Stimmabgabe in Istanbul nach Ankara gereist. Der Präsident sei am frühen Sonntagnachmittag in der Hauptstadt gelandet, berichtete die staatliche


Nachrichtenagentur Anadolu. Noch am Mittag hatte Erdoğan gesagt, er werde die Ergebnisse der Parlaments- und Präsidentschaftswahl von Istanbul aus verfolgen. In einem am Freitag auf mehreren


türkischen Fernsehsendern ausgestrahlten Interview versprach Erdoğan, eine mögliche Wahlniederlage anzuerkennen. Auf die Frage, was er bei einer Niederlage täte, entgegnete Erdoğan


zunächst, dies sei »eine sehr dumme Frage«. Er ergänzte: »Wir sind auf demokratischem Wege und mit der Unterstützung unseres Volkes an die Macht gekommen: Wenn unsere Nation eine andere


Entscheidung trifft, werden wir tun, was die Demokratie verlangt. Es gibt nichts anderes zu tun.« Erdoğan wird seit Jahren vorgeworfen, in der Türkei ein autoritäres Regime installiert zu


haben. Hunderte politische Gegner sitzen im Gefängnis. Kılıçdaroğlu, der aus Angst vor Attentaten am Freitag im Wahlkampf in schusssicherer Weste aufgetreten war, hat versprochen, im Falle


seiner Wahl unter anderem die politischen Gefangenen wieder freizulassen. Auch will er das von Erdoğan eingeführte Präsidialsystem abschaffen. Künftig soll wieder das Parlament den


Regierungschef wählen. Dafür müsste die Opposition allerdings auch die ebenfalls am Sonntag stattfindende Parlamentswahl gewinnen. asa/mic/dpa/dpa-AFX