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Maria Kalesnikava, eine der Oppositionsführerinnen von Belarus, Ende August in Minsk (Archiv)
Die in Belarus inhaftierte Oppositionsführerin Maria Kalesnikava wird mit dem Menschenrechtspreis 2021 der Gerhart und Renate Baum-Stiftung ausgezeichnet. Dies sei eine »Verbeugung vor dem
Mut und der Kompromisslosigkeit einer Kämpferin«, teilte die Stiftung um den früheren Bundesinnenminister Baum (FDP) mit. Kalesnikava habe ihren sicheren Job als Stuttgarter Kulturmanagerin
in Deutschland aufgegeben, um mit anderen Frauen einen Wandel in dem von Machthaber Alexander Lukaschenko autoritär geführten Belarus anzustoßen.
Seit der von massiven Betrugsvorwürfen überschatteten Präsidentschaftswahl Anfang August gibt es in dem Land Massenproteste. Zeitweilig gingen mehr als 100.000 Menschen auf die Straße –
allen staatlichen Widerständen zum Trotz. Sicherheitskräfte gehen massiv gegen die Demonstrierenden vor. Die Demokratiebewegung fordert Lukaschenkos Rücktritt, ein Ende der Polizeigewalt
gegen friedliche Demonstrierende, die Freilassung aller politischen Gefangenen sowie Neuwahlen. Kalesnikava gehört zu den führenden Köpfen der Opposition.
Die 38-Jährige war Anfang September mutmaßlich vom Geheimdienst KGB in der belarussischen Hauptstadt Minsk entführt worden. Als sie in die Ukraine abgeschoben werden sollte, zerriss sie kurz
vor dem Grenzübergang ihren Pass und vereitelte so Pläne, sie aus dem Land zu vertreiben. Seither sitzt Kalesnikava in Haft. Einige andere Mitglieder des Koordinierungsrates waren schon vor
ihr festgenommen worden, ausgereist oder zur Ausreise gezwungen worden, darunter die Präsidentschaftskandidatin Swetlana Tichanowskaja. Sie war nach Litauen geflüchtet.
Kalesnikava ließ über ihre Anwältin zuletzt mehrfach erklären, ihr Widerstand gegen Lukaschenko sei ungebrochen. Dem SPIEGEL gab sie aus dem Gefängnis heraus ein Interview und äußerte darin
große Besorgnis über die Zustände in ihrem Land. Das Regime habe »jegliche Grenze überschritten«, sagte sie.
Den mit 10.000 Euro dotierten Menschenrechtspreis soll Kalesnikavas in der Ukraine lebende Schwester Tatsiana Khomich entgegennehmen. Die Auszeichnung wird den Angaben zufolge beim
»Eclat«-Festival für Neue Musik am 7. Februar in Stuttgart verliehen. Damit werde der Mut des seit Monaten gegen Lukaschenko protestierenden belarussischen Volkes und besonders der Frauen
gewürdigt, sagte die künstlerische Leiterin des Festivals Christine Fischer.
Fischer hatte lange mit der Künstlerin und Kulturmanagerin Kalesnikava zusammengearbeitet. Die in Minsk geborene Kalesnikava hatte vier Jahre an der Hochschule für Musik in Stuttgart
studiert. Später organisierte sie neben Konzertauftritten internationale Kulturprojekte in Deutschland, in den vergangenen Jahren auch in Belarus. Fischer betonte, Kalesnikava wisse um die
Kraft der Kunst zur Veränderung und sei »in unglaublich kurzer Zeit zur charismatischen Führungsfigur der belarussischen Demokratiebewegung« geworden.
Maria Kalesnikava, eine der Oppositionsführerinnen von Belarus, Ende August in Minsk (Archiv)