Ehrenamtliche berichten: „ich komme mit einem lächeln hierher und gehe mit einem lächeln wieder heraus“

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Ein Ehrenamt kann ganz schön erfüllend sein – wenn man das richtige findet. Dabei hilft die Bonner Freiwilligenagentur, die im Beueler Rathaus zu Hause ist. Der GA hat einige Freiwillige


getroffen und beschreibt deren so wichtige ehrenamtliche Arbeit. ALTENHEIM HERZ-JESU-KLOSTER Marianne Lottmann hat schon viel ehrenamtlich gearbeitet, aber so eine Zusammenarbeit wie mit dem


Sozialen Dienst der Caritas im Altenheim Herz-Jesu-Kloster hat sie noch nicht erlebt. Als „sehr offen und wohlwollend“ beschreibt die 74 Jahre alte Beuelerin das Miteinander in dem


Altenheim in Ramersdorf. Die Sozialarbeiterin im Ruhestand ist eine von sechs Ehrenamtlichen, die den Sozialen Dienst momentan im Besuchsdienst unterstützen. Marianne Lottmann ist dankbar,


dass sie einigen Bewohnern etwas von ihrer Zeit schenken kann, „weil dieses in dem Umfang von den hauptamtlichen Mitarbeitenden nicht geleistet werden kann“. Sich für eine Person mal zwei


Stunden Zeit nehmen zum Reden oder zum Spazierengehen – dafür fehlen den Mitarbeitenden im Sozialen Dienst die Kapazitäten, bestätigt Leiterin Gaby Bunk. „Das geht in unserem Alltag leider


nicht.“ Umso dankbarer ist sie für die Unterstützung der Ehrenamtlichen, die sie ganz bewusst als Teil des Teams bezeichnet – schon allein wegen der Kommunikation auf Augenhöhe. Lilith


Matthiass-Küster schenkt drei älteren Herrschaften in dem Altenheim etwas von ihrer Zeit. Die 66 Jahre alte Grundschullehrerin aus Beuel besucht einmal in der Woche eine demente ältere Dame


sowie ein Ehepaar, wo der Mann sich liebevoll um seine demente Frau kümmert. Ihre Besuche seien für ihn eine Entlastung, um auch einfach mal den Kopf freizubekommen. Neben der


Beziehungsarbeit erledigt Lilith Matthiass-Küster manchmal auch kleinere Besorgungen für die ihr anvertrauten Bewohner. Einmal in der Woche bietet Heidrun Moch in dem Altenheim ein


Erzählcafé an. Die 85 Jahre alte frühere Verwaltungsangestellte ist die Mutter von Gaby Bunk. Weil sie selbst zur Generation der Bewohner und Bewohnerinnen gehört, kann sie ihnen ganz anders


begegnen als die jüngeren Hauptamtlichen. Als Angehörige der Nachkriegsgeneration teilt Heidrun Moch viele Erlebnisse mit den Menschen im Altenheim. „Wenn jemand von außen kommt und


erzählt, was draußen passiert, wird das gerne gehört“, berichtet sie. Der Renner in ihrem Erzählcafé ist momentan das Buch „Eierlikörtage“, in dem der 83-jährige Niederländer Hendrik Groen


in Tagebuch-Form seinen Altenheim-Alltag beschreibt. AUSBILDUNG STATT ABSCHIEBUNG (ASA) Seit 2019 engagiert sich die Plittersdorferin Sandra Schorr einmal in der Woche ehrenamtlich als


Nachhilfelehrerin für den Verein Ausbildung statt Abschiebung (AsA). „Ich unterstütze junge Geflüchtete während ihrer Berufsausbildung“, berichtet die 46-Jährige, die hauptberuflich als


Archivarin für die DHL Group in Bonn tätig ist. Bei der Nachhilfe unterstützt sie insbesondere in den Fächern, die den jungen Azubis Schwierigkeiten bereiten, also zum Beispiel in Mathe,


Englisch oder Wirtschaft und Sozialkunde. Dabei überträgt sie häufig Fachtexte in einfaches und auch für Nichtmuttersprachler verständliches Deutsch. „Die Bücher haben es in sich“, sagt


Sandra Schorr, die bereits drei junge Maler und Lackierer durch die Prüfung gebracht hat. Dabei habe sie jedes Mal ein unbeschreibliches Glücksgefühl empfunden – und erst einmal vor Freude


„eine Runde durchs Büro“ getanzt. „Weil ich weiß, was sie geleistet haben: Sie haben in einem fremden Land ihre Berufsausbildung geschafft, in einer Sprache, die nicht ihre Muttersprache


ist.“ Es sei ein schönes Gefühl, einen kleinen Beitrag zu leisten, damit die Jugendlichen einen weiteren Haken auf ihrer To-do-Liste machen können. Denn die abgeschlossene Berufsausbildung


eröffne den jungen Menschen die Perspektive, in Deutschland bleiben zu können. „Ich lerne selbst so viel dabei“, sagt Sandra Schorr. Sie erhalte wertvolle Einblicke in das Leben der jungen


Geflüchteten, die für alles kämpfen müssen, was für sie selbstverständlich sei – ein unbeschwertes Leben, ein guter Job und eine gewisse Sicherheit. „So helfen mir die Jugendlichen zu


erkennen, wie dankbar ich sein kann für das, was ich habe.“ Das Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen und den Jugendlichen bei AsA empfindet Sandra Schorr ebenfalls als sehr bereichernd.


„Man kommt hier herein und fühlt sich direkt wohl“, sagt Schorr, die auch als Beisitzerin des Vereins im Vorstand aktiv ist. „Schön, dass hier dem Ehrenamt ein so großer Stellenwert


beigemessen wird“, sagt sie. „Ich komme mit einem Lächeln hierher und gehe mit einem Lächeln wieder heraus – egal, wie schwer die 90 Minuten Nachhilfe zuvor waren.“ Der Liküra-Zug ist schuld


daran, dass Rosi Langenbach heute als Ehrenamtliche die Freiwilligenarbeit im Therapiezentrum Bonn in Pützchen koordiniert. Denn vor etwa 15 Jahren suchte das TZ wie in jedem Jahr


freiwillige Rollstuhl-Schieber für den Zoch. Die damals noch als Versicherungskauffrau beim Deutschen Herold tätige Bergheimerin meldete sich und erlebte nach dem Umzug bei der


Karnevalsparty im Therapiezentrum so viel Offenheit und Herzlichkeit, dass sie zu ihrem Mann sagte: „Ich will mehr machen.“ Weil sie damals noch berufstätig war, besuchte sie das TZ dann


immer mal wieder für Begleitungen und Betreuungen an den Wochenenden. Mit dem Eintritt in den Ruhestand 2018 übernahm sie dann die Koordination der Freiwilligen. „Die Geschäftsleitung hat


einfach keine Zeit, sich um sowas zu kümmern“, sagt Rosi Langenbach. Für die 64-Jährige aus Troisdorf-Bergheim ist es genau das richtige Ehrenamt. So organisiert sie die Unternehmungen der


Urlaubswoche, in der die Bewohner alle zu Hause sind und ein Programm angeboten bekommen. Montag: Basteln, Dienstag: Waffeln backen, Mittwoch: Ausflug nach Mondorf. Für solche Aktivitäten


teilt sie die Ehrenamtlichen ein. Als Koordinatorin sucht sie zudem immer wieder neue Freiwillige, die mit Bewohnern und Bewohnerinnen einen Stadtbummel machen, mit ihnen zum Arzt gehen oder


den Flohmarkt-Stand in der Bonner Innenstadt betreuen. „Es gibt ganz vielfältige Sachen, die man hier machen kann.“ Bis zu ihrem Einsatz beim Liküra-Zug hatte Rosi Langenbach nie mit


Menschen mit Behinderung zu tun. Die gemeinsamen Erlebnisse und Begegnungen möchte sie heute nicht mehr missen. „Das ist so eine Wärme und Dankbarkeit, die da zurückkommt“, sagt sie. „Es ist


eine unglaublich sinnvolle Aufgabe.“ Und abschließend: „Für mich ist das TZ wie eine zweite Familie. Eine große Familie.“