Klimaschutzplan 2050: darum müssen bürger verstehen, dass sich klimaschutz lohnt

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Es sollte die große Feierveranstaltung werden. Ein Jahr nach dem historischen Abkommen von Paris, das in Rekordzeit von der Welt ratifiziert wurde, sollten ambitionierte Ziele schnell in


konkrete Pläne umgesetzt werden. Und dann kam es doch ganz anders. Mit der Wahl des neuen US-Präsidenten liegt ein Schatten über den Klimaverhandlungen in Marrakesch und nichts läuft mehr


nach Plan. Auch wenn das „Beschleunigungsmoment“ in den UN-Klimaverhandlungen des letzten Jahres immer auch mit einem Auge auf einen möglichen Wechsel im höchsten Amt der USA geplant wurden,


keiner hatte mit Donald Trump in dieser Rolle gerechnet. Schlimmer konnte es nicht kommen: Wiederbelebung der Kohle, neue Öl- und Gaspipelines, Aufkündigung des Parisabkommens - das ist das


Programm des Ultrarechten. Ob es dazu kommen wird, oder ob der Präsident Trump ein klimapolitisch geläuterter Kandidat Trump sein wird, bleibt ungewiss und ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt


nur eine Aufgabe für „Kaffeesatzleser“. ANZEIGE Allein die Unsicherheit aber reicht, um den Verhandlungen in Marrakesch jeden Schwung zu nehmen. Seither geht hier nichts mehr nach Plan.


Erster „Fallout“: Die USA verlassen die „Koalition der hohen Ambitionen“ mit China, Europa und den Inselstaaten. Diese Staatenkoalition hatte das Parisabkommen erst möglich gemacht. Jetzt


erklärt diese Gruppe, dass man bereit ist, mit allen Ländern der Welt „einschließlich der USA“ zusammenzuarbeiten. Das war nicht exakt der Plan. ANZEIGE AUCH IN DEUTSCHLAND IST DIE SITUATION


SCHWIERIG Aber auch beim „Musterschüler“ Deutschland läuft nichts nach Plan. Die große Transformation zu den Erneuerbaren Energien, die mit dem Klimaschutzplan 2050 eingeleitet werden


sollte, gerät ins Stocken. Erst kurz vor der Abreise der Umweltministerin Barbara Hendricks nach Marrakesch gelingt es einen Kompromiss zu finden. In dem stehen aber auch nur luftige


Versprechungen zum Kohleausstieg in Deutschland und, unscheinbar angehängt, ein detaillierter ANZEIGE MEHR AUS DEM BEREICH EXPERTS Lügen entlarven und verhandeln wie ein Profi: Ex-Ermittler


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Umweltministerin im ARD-Interview erklärte, heute noch gar nicht gibt. Das Gesicht von Deutschland bleibt insoweit in Marrakesch gewahrt, aber eine überzeugende Umsetzung des Übereinkommens


von Paris hätte anders aussehen müssen. Ich meine grundlegend anders. Sie müsste auf Märkte setzen, statt auf Pläne. Denn wer kann wissen, was in 2050 das Beste wäre, um Deutschland in eine


kohlenstoffneutrale Zukunft zu führen. Und sie müsste an europäischen und internationalen Mechanismen ansetzen, um die Suche nach den besten Lösungen voranzutreiben. Das gute Beispiel eines


Landes zählt am Ende nichts, wenn nicht alle Länder von der Lösung überzeugt sind. ANZEIGE BestCheck Elektroroller KLIMASCHUTZ LOHNT SICH - UND DIE BÜRGER MÜSSEN ES WISSEN Das Parisabkommen


war in diesem Sinne angelegt. Von unten, das heißt in den Nationen sollte die Überzeugung wachsen, dass Klimaschutz sich lohnt. Wer auf Kosten anderer sich in die Ecke drückt, sollte


beschämt werden. Bestraft werden sollte er nicht. Denn das war die Lehre aus dem Kyoto-Protokoll: Wenn den Ländern Klimaschutz von oben aufgedrückt wird, treten sie einfach aus dem Vertrag


aus. Das hat die USA bereits 1998 getan, jetzt droht Trump erneut damit. ANZEIGE ANZEIGE Wir Deutschen können daraus lernen. Anstatt sich über Trump und die U.S.-Amerikaner zu mockieren,


sollten wir Fehler vermeiden, der zu diesem Wahlergebnis geführt hat. Keine Pläne von oben, keine intransparenten, für den Bürger nicht nachvollziehbaren Tabellenanhänge, sondern überzeugte


Mehrheiten und ein langfristig angelegter gesellschaftlicher Diskurs über den Klimaschutzplan 2050 wären aus meiner Sicht die richtige Antwort auf die Wahlentscheidung in den USA. ANZEIGE


Die Klimawissenschaftler mögen im Besitz der Wahrheit sein, über die Politik müssen am Ende die Bürger entscheiden. Das verlangt der Respekt vor der Demokratie und das ist der gute Grundsatz


des Weltklimarats „politikrelevant, aber nicht Politik nach Verordnung“, so sollte wissenschaftliche Politikberatung sein. An den Grundsatz sollten wir uns auch in der Trump-Ära gebunden


fühlen. Hier aber der Hoffnungsschimmer. Der langsame Ausstieg aus der Kohle, die sogenannte „Dekarbonisierung“ ist eine Entwicklung seit mehr als 100 Jahren. Ohne Subventionen und andere


störende Eingriffe in den Markt wäre der Prozess heute schon viel weiter, das Thema Kohle in Deutschland längst erledigt. Mit der Wahl von Donald Trump wird dieser Prozess in den USA und


vielleicht auch in der Welt verlangsamt. Aufhalten wird auch er diese historische Entwicklung nicht. ÜBER DEN AUTOR Reimund Schwarze ist Klimapolitikexperte am Helmholtz-Zentrum für


Umweltforschung in Leipzig (UFZ). Als Professor für Volkswirtschaftslehre hält er Vorlesungen an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder. Seine Forschungsschwerpunkte sind


ökonomische und juristische Untersuchungen zur Klimapolitik. Er beobachtete in den letzten Jahren die Klimakonferenzen der UNO und berichtete davon im UFZ-Klimablog.