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Tommie Smiths erhobene Faust auf dem Siegerpodest in Mexiko-Stadt ist noch immer das Symbol des friedlichen Protests gegen Rassismus bei Olympischen Spielen. Mehr als 50 Jahre nach seiner
ikonischen Geste bei den Sommerspielen 1968 soll er nach dem Willen der US-Athleten schon in Tokio auf der gleichen Bühne Nachahmer finden - sie sollen im Gegensatz zu dem Olympiasieger über
200 Meter im Anschluss aber nicht den Verlust ihrer sportlichen Perspektiven oder andere Strafen fürchten müssen. Denn die USA, selbst am Leiden des Afroamerikaners Smith schuldig,
vollziehen einen sich seit Monaten anbahnenden Kurswechsel: Sportler sollen bei Olympia "respektvoll" protestieren dürfen. Gegen Rassismus, für soziale Gerechtigkeit. Noch ist
diese Empfehlung einer Arbeitsgruppe des Olympischen und Paralympischen Komitee (USOPC) an das Internationale Olympische Komitee (IOC) nichts anderes als das: eine Empfehlung. Als Reaktion
auf den gestiegenen Druck einer Änderung von Regel 50 des IOC, die jegliche Demonstrationen sowie politische, religiöse oder rassistische Botschaften untersagt, hatte IOC-Präsident Thomas
Bach auf die IOC-Athletenkommission verwiesen. Die sollte "im Dialog mit ihren Kollegen und den Athleten aus der ganzen Welt" herausfinden, wie Athleten "ihre Unterstützung
auf würdige Weise zum Ausdruck bringen können", sagte Bach im Juni. Doch das Wort der USA hat bei Olympia Gewicht, mehr als das jeder anderen Nation. Nicht nur kommen oft die meisten
Medaillengewinner aus den Vereinigten Staaten, auch das meiste Geld durch Sponsoren und den TV-Sender NBC fließt aus den USA auf die Konten des IOC. Und deutlicher als das, was da am
Donnerstag - dem Tag der Menschenrechte - geschrieben war, kann es kaum werden. "Die Stummschaltung von Athleten während der Spiele steht in starkem Kontrast zur Wichtigkeit, Teilnehmer
zuerst als Menschen und dann als Athleten anzuerkennen", hieß es in dem an das IOC gerichtete Empfehlungsschreiben der USOPC-Arbeitsgruppe. "Athleten zu verbieten, ihre Sicht
während der Spiele frei zu zeigen, insbesondere die von historisch unterrepräsentierten und minderwertig behandelten Gruppen, trägt dazu bei, Athleten zu entmenschlichen, und widerspricht
Schlüsselwerten von Olympia und den Paralympics." Die Athletenkommission des IOC reagierte umgehend. Das Statement werde so wie andere Rückmeldungen berücksichtigt, die die Kommission
von den Athleten aus weiteren 205 Nationalen Olympischen Komitees - darunter aus Australien, Kanada und Deutschland - erhalten habe, erklärte Kirsty Coventry (37), die Sprecherin der
IOC-Kommission, bei Twitter. Die frühere Schwimmerin, die auch Sportministerin in Simbabwe ist, erklärte, dass der Konsultationsprozess andauere. Es werde ein gemeinsames Treffen ihrer
Kommission mit Vertretern des USOPC am 25. Juni geben, um über diese Fragen zu sprechen. Sie räumte aber auch ein, dass es schwierig sei, aus "Meinungen zu Hunderten von Themen aus
verschiedenen Blickwinkeln auf der ganzen Welt" ein Urteil zu fällen, "ohne die Athletengemeinschaft in 206 Ländern zu teilen". Alle Rückmeldungen würden durch die Kommission
bewertet, bevor Empfehlungen an das Exekutivkomitee des IOC gegeben werden. Seit dem Tod des Afroamerikaners George Floyd im Mai, der in der Gewalt eines weißen Polizisten starb, haben sich
Sportler in den USA deutlich wie nie gegen Rassismus und gegen Polizeigewalt gegen Schwarze positioniert. Neben Stars aus den großen Ligen wie der NBA wollen auch die vielen kleineren
Sportarten ihr Scheinwerferlicht alle vier Jahre nutzen können. Aus Deutschland hatte es positive Kommentare gegeben, als die Absichten der USA im Sommer erstmals bekannt wurden. "Das
USOPC wertschätzt die Stimmen aus dem Team USA und glaubt an deren Recht, sich für soziale Gerechtigkeit und gegen Rassismus einzusetzen", sagte USOPC-Geschäftsführerin Sarah Hirshland
nun. Tommie Smith hatte diese Form der Rückendeckung in Mexiko nicht. Trotzdem streckte er nach seinem Olympiasieg über 200 Meter auf dem Siegerpodest die rechte Faust in einem schwarzen
Handschuh in den Nachthimmel - das Zeichen der Black-Power-Bewegung. Er trug zudem keine Schuhe und nur schwarze Socken als Symbol der Armut. Bronzemedaillengewinner und Teamkollege John
Carlos zeigte die gleiche Geste mit dem linken Arm. Die Fotos gingen um die Welt, und die Aktion wurde zu einem Meilenstein in der Bürgerrechtsbewegung. © dpa-infocom,
dpa:201211-99-651303/3_ (dpa)_ Empfehlung der USOPC-Arbeitsgruppe an das IOC (Englisch) * IOC Icon Haken im Kreis gesetzt Icon Plus im Kreis * USA Icon Haken im Kreis gesetzt Icon Plus im
Kreis * Thomas Bach Icon Haken im Kreis gesetzt Icon Plus im Kreis