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Eine Taskforce der Harvard kommt zum Schluss: Es gibt nicht nur antisemitische Studierende, sondern auch Professoren. Allerdings sei das Problem an der Universität nicht größer als in den
USA insgesamt. An der US-amerikanischen Harvard-Universität fühlen sich jüdische und muslimische Studierende nicht wohl – jedenfalls deutlich weniger als Studierende anderer
Religionsgemeinschaften oder ohne religiöse Identität. Das zeigt eine interne Untersuchung der Harvard-Universität. „Jüdische und muslimische Studierende haben hier also mehr gemeinsam, als
die beiden Gruppen zugeben wollen“, sagte der Harvard-Professor für Jüdische Geschichte, Derek Penslar, der „Süddeutschen Zeitung“ am Montag. Pensler gehört zur internen „Taskforce“ zur
Aufarbeitung von Antimitismus-Vorfällen. „Wir haben hier ein Umfeld, in dem Studierenden vorgeworfen wird, reich, mächtig oder privilegiert zu sein, nur weil sie Juden sind. Das ist
klassischer Antisemitismus“, erklärte Penslar. Auch gebe es soziale Ausgrenzung jüdischer Studierender, sofern sie sich nicht ausdrücklich von Israel distanzierten. HARVARD ALS „BRUTSTÄTTE
DES POLITISCHEN RADIKALISMUS“? PROBLEME TRÄTEN DURCHAUS AUCH UNTER LEHRKRÄFTEN AUF. So fügte der Harvard-Professor hinzu: „In einigen Bereichen der Universität ist der Unterricht über den
Israel-Palästina-Konflikt sehr einseitig. Dieser Ansatz spricht Israel praktisch jegliche Legitimität ab. Das ist nicht in vielen Kursen der Fall, aber in einigen.“ Zugleich betonte Penslar,
dass es in Harvard viel weniger Judenhass als in den USA gebe: „Umfragen zeigen, dass es deutlich mehr Antisemitismus in Amerika insgesamt gibt als an amerikanischen Universitäten. Nach
unseren Daten sind etwa 24 Prozent der Amerikaner antisemitisch eingestellt. Unter Studierenden liegt dieser Wert bei etwa 15 Prozent.“ Laut Penslar konzentriere sich die öffentliche Debatte
derzeit auf Harvard, weil viele Amerikaner diesen Campus als „Brutstätte des politischen Radikalismus“ sähen. Die Regierung von US-Präsident Donald Trump hatte Milliarden Dollar für Harvard
eingefroren. Zudem soll die Hochschule keine ausländischen Studierenden mehr aufnehmen dürfen. „Es gibt keinen logischen Zusammenhang zwischen den von uns entdeckten Problemen und der
Kürzung von Milliarden Dollar für die wissenschaftliche Forschung“, sagte Penslar. „Die Regierung versucht, an Harvard ein Exempel zu statuieren, um andere Universitäten einzuschüchtern.“
Mit Blick auf Antisemitismus sei es mittlerweile so, dass die Leitung nicht mehr jeden Protest genehmige. Außerdem würden Studierende aufgerufen, Projekte zu entwickeln, in denen es darum
gehe, über schwierige Themen zu sprechen. _(KNA)_