Wm in katar: todesfälle von arbeitern aus nepal

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Präsident des Fußballweltverbands zeigte sich fest entschlossen: Nur ein Erdbeben könne die Weltmeisterschaft 2022 in Katar noch verhindern, sagte Fifa-Chef Joseph Blatter nach einem Treffen


des Exekutivkomitees am vergangenen Freitag. "Es gibt zu diesem Zeitpunkt absolut keinen Grund, unsere Entscheidung für Katar zu überdenken." Auch wenn es einzelne Mitglieder des


Exekutivkomitees anders sehen als Blatter - die sture Haltung der Fifa sorgt weltweit für Unverständnis. Denn neben Korruptionsvorwürfen steht auch die Missachtung von Menschenrechten in


Katar weiter im Raum. Die britische Zeitung "Guardian" berichtet nun , dass sich an den katastrophalen Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen nichts geändert hat. Demnach starb


in diesem Jahr im Schnitt an jedem zweiten Tag ein Arbeiter aus Nepal. Rechne man die Todesfälle von Arbeitern aus Indien, Sri Lanka und Bangladesch dazu, könnte es laut "Guardian"


sogar einen Toten pro Tag auf Katars Baustellen geben. Die Zeitung beruft sich bei ihren Angaben auf die nepalesische Behörde für Arbeitsmigranten. Laut dieser starben in Katar zwischen


Januar und Mitte November 157 Nepalesen - 67 an plötzlichem Herzstillstand und acht an Herzversagen. 34 Migranten seien bei Arbeitsunfällen gestorben. "Die Zahlen und die menschlichen


Schicksale dahinter sind schrecklich", sagt Theo Zwanziger, ehemaliger Präsident des Deutschen Fußball Bundes (DFB) und Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees, SPIEGEL ONLINE. Es sei


"absolut inakzeptabel, dass ein so reiches Land wie Katar sich über Jahre hinaus solchen Vorwürfen aussetzt". UMSTRITTENES KAFALA-SYSTEM Menschenrechtler kritisieren seit langem


die Bedingungen auf Katars Baustellen : Die Temperaturen steigen regelmäßig über 50 Grad, dennoch müssen die Migranten viele Stunden am Stück schuften. "Menschen, die dauerhaft bei


großer Hitze arbeiten, sind extrem anfällig für Hitzeschläge", sagte Nicholas McGeehan von Human Rights Watch dem "Guardian". Von den 1,4 Millionen Arbeitsmigranten in Katar


kommen 400.000 aus Nepal. Verteidiger Katars argumentieren, die Todesrate sei nicht höher als in den Herkunftsländern der Arbeitsmigranten. Doch da es keine genaue Übersicht über die


Todesursachen der Arbeiter gibt, sind diese Zahlen kaum vergleichbar. Der Menschenrechtler McGeehan fordert: "Es ist die Pflicht der Regierung zu ermitteln, ob die Todesfälle in


Zusammenhang mit den Arbeits- und Lebensbedingungen stehen." In der Kritik steht besonders das Kafala-System, das in Katar wie in anderen reichen Golfstaaten angewandt wird. Es sieht


vor, dass der Arbeitgeber gewissermaßen die rechtliche Vormundschaft für den Gastarbeiter übernimmt. Wird beispielsweise das Arbeitsverhältnis beendet, erlischt damit auch dessen


Aufenthaltserlaubnis. Die Arbeitnehmer sind von ihren Chefs dadurch extrem abhängig. Viele ziehen sogar den Pass der Angestellten ein, damit diese nicht ohne Einwilligung reisen können.


Manche behandeln ihre Arbeiter wie Sklaven. "MANGEL AN GLAUBWÜRDIGKEIT" In einem Gutachten der Anwaltskanzlei DLA Piper wurde Katar aufgefordert, eine unabhängige Kommission


einzusetzen, die die Todesfälle untersucht. Das Emirat versprach zudem, das Kafala-System zu reformieren. Doch selbst diese minimalen Reformen wurden bis heute nicht umgesetzt, kritisiert


Amnesty International. "Ich habe gedacht, dass wir mit dem Piper-Report einen deutlichen Fortschritt erreicht haben", sagt Zwanziger. "Aber heute muss ich feststellen, dass es


den Verantwortlichen in Katar an Glaubwürdigkeit fehlt." Zwanziger hatte im Exekutivkomitee in der vergangenen Woche durchgesetzt, dass die Fifa den Druck auf Katar erhöht, die


Kommission einzusetzen: "Blatter und ich werden den Verantwortlichen nach Weihnachten einen Brief schreiben, in dem sie aufgefordert werden, die Vorgaben aus dem Piper-Report


schnellstens umzusetzen. Es wird höchste Zeit, diese schrecklichen Missstände zu beheben."