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Fünf junge Künstler und Künstlerinnen setzen sich mit Ritualen auseinander. Einer von ihnen ist Morris. Er studiert in Hamburg, widmet sich dem Ritual der Trauer. Er rückt ein orangenes
T-Shirt auf zwei dünnen Drahtseilen zurecht. "In Loving Memory Of Carissa J Lake" ("In liebendem Gedenken an Carissa J Lake.") ist darauf gedruckt. Es hängt mit mehreren anderen Shirts in
der St. Petri Kirche Lübeck. "Like a Prayer" heißt die Ausstellung in Kooperation mit der Kunsthalle St. Annen. Die T-Shirts seiner Installation sind alte Gedenk-T-Shirts. Manche sind mit
Fotos der Verstorbenen bedruckt, manche nur mit den Namen.
Gefunden hat Morris sie in seiner malaysischen Heimat. "Das war Zufall", erzählt der Künstler. "Ich habe in Second-Hand-Läden nach Kleidung gesucht." Da entdeckt er das erste Gedenk-T-Shirt
und fragt sich, wie es nach Malaysia kommt. Er recherchiert im Internet: "Seit 2016 habe ich immer mehr dieser Shirts in Second-Hand-Läden gefunden. Und wenn ich da eine Person finde, kann
ich sie nicht einfach da lassen."
So habe er mehr über die Verstorbenen gelernt und über die T-Shirt-Tradition und das Ritual des Trauerns. "Das Ritual kommt hauptsächlich in Amerika vor", erzählt Morris, "vielleicht werden
die Shirts später zum Roten Kreuz gegeben und landen dann in Asien." Dort seien die Shirts einfach nur günstige Kleidung. Die Käufer wählen sie nach Farbe, Zustand, und Stoffqualität aus.
Was drauf steht, interessiert nicht.
Der Titel der Ausstellung "Like a Prayer", sagt die Kuratorin Sjusanna Eremjan, ist kein Zufall: "Er ist eine ganz bewusste Anspielung auf den sehr berüchtigten und kontroversen Song von
Madonna 'Like A Prayer'. Er zeigt einerseits die Kontroverse, die auch diesen Arbeiten hier inne wohnen, aber auch eine sehr ernst zu nehmende Annäherung an das Thema des Rituals. Und
Prayer, also das Gebet, ist halt eines der weitverbreitetsten Rituale überhaupt."
Rituale dienen dazu, das eigene Leben zu strukturieren - darum geht es in einer Ausstellung, die in der St. Petri Kirche in Lübeck zu sehen ist.